Musik, Tanz und Gedichte
Kunstverein fordert mit Kunstaktion schnelleren Ersatz für gefällte Bäume
Ihr Anblick gehört leider heutzutage zum Stadtbild dazu: Baumstümpfe als Überreste gefällter Straßenbäume. Der Kunstverein Kunst.Raum.Steglitz möchte mit der Aktion „Hier stand ein Baum“ darauf aufmerksam machen, dass immer mehr große Bäume in der Stadt gefällt werden, ohne dass eine Nachpflanzung vorgenommen wird.
Im vergangenen Jahr wurden in Steglitz-Zehlendorf 728 Bäume gefällt und nur 457 nachgepflanzt. Das ist auf der Seite des bezirklichen Grünflächenamtes zu lesen. Informiert wird auch darüber, welche Bäume in der Vergangenheit gefällt wurden und welche noch gefällt werden müssen. Es gibt auch eine Liste über die Neupflanzungen von Bäumen. „Allerdings gibt es keine Auskunft darüber, ob und wo Nachpflanzungen für gefällte Bäume geplant sind“, kritisiert Claudia Risch vom Kunst.Raum.Steglitz. Sie begleitet die Aktion musikalisch auf dem Saxophon. Ein Baum, so die Forderung, solle erst dann gefällt werden, wenn klar ist, dass auch eine Nachpflanzung erfolgen kann.
Die Aktion „Hier stand ein Baum“ hat im Mai in der Ahornstraße begonnen. In der kurzen Straße gibt es fünf Baumstümpfe. Die Künstlerinnen Hedda-Maria Thimm, Christine Pöttker, Ursula Kornfeld, Carolina Pretell und Sigrid Braun-Umbach gestalteten sie künstlerisch mit Fahnen, die sie wie zur Mahnung auf die Stubben aufsetzten. Vor jedem Baumstumpf gab es kleine künstlerische Einlagen.
Auch beim zweiten Aktionstag Ende Juni wurde den traurigen Resten der einst stattlichen Bäumen mit kleinen künstlerischen Einlagen und dem Setzen von Fahnen Respekt gezollt. Anna Barth und Waltraut Wette huldigten den Bäumen mit einer Tanzperformance. Am Anfang wurde Stubben einer alten Linde ein Text gelesen. Darin ging es um die Leistung der Bäume für Umwelt und unmittelbare Lebensqualität. Die Linde sei vor einem halben Jahr gefällt worden, sagt Sigrid Braun-Umbach vom Kunstverein. Über eine mögliche Ersatzpflanzung gibt es keine Information.
„Unser Anliegen ist es weiterhin, dass in unserem Bezirk eine artenreiche Nachpflanzung baldmöglichst umgesetzt wird. Und zwar aus öffentlichen Mitteln und nicht auf Kosten der Bürger“, sagt Claudia Risch. Gerade jetzt hätte der Senat von Berlin ein Programm aufgelegt, Straßenbäume vermehrt nachzupflanzen.
„Unsere Aktionen zeigen auch, wie unterschiedlich wir unsere Bäume betrachten können und wie sehr die Straßenbäume unsere Stadt ästhetisch bereichern“, sagt Sigrid Braun-Umbach. Die Kunstaktion soll innerhalb des Bezirks weitergetragen und mit einer breiten Öffentlichkeit geteilt werden.
Ein nächster Termin steht schon fest. Am Sonnabend, 15. August, startet die Aktion um 15 Uhr in der Plantagenstraße 17. Von hier aus geht es in die Albrechtstraße, Richtung Rathaus Steglitz. Auf einer Strecke von rund 500 Metern werden auf Baumstümpfen wieder Fahnen gesteckt. Mitstreiter und Unterstützer sind willkommen.
Die Aktion „Hier stand ein Baum“ ist nicht die erste Open-Air-Aktion des Kunstvereins. Zuvor veranstaltete er bereits unter anderem Aktionen wie „Kunst an die Luft“, „Ä Tännchen please“ in der Adventszeit oder die Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Pogromnacht an der Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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