Auf fünf Routen der Geschichte auf der Spur
Neue Broschüre macht Lust auf Steglitz-Zehlendorf
Spannende Ereignisse aus der Geschichte des Bezirks erfährt man aus dem Büchlein „Steglitz-Zehlendorf“ von Christian Simon und Wolfgang Holtz. Die Heimatexperten haben im Auftrag des Elsengold-Verlag für die Reihe „Berliner Spaziergänge“ fünf Touren durch die Ortsteile Steglitz, Dahlem, Lichterfelde-West, von Lankwitz nach Lichterfelde und Zehlendorf beschrieben.
Am 2. September 1883 sorgte ein tragisches Unglück in Steglitz, Albrechtstraße, für Schlagzeilen: Gegen 22 Uhr wurde eine Gruppe von Menschen von einem durchfahrenden Zug der Berlin-Potsdamer Eisenbahn erfasst. Die Gruppe war trotz geschlossener Schranken über die Gleise gelaufen. Damals gab es an dieser Stelle nur einen ebenerdigen beschrankten Bahnübergang 39 Menschen starben, sechs wurden verletzt. Nach dieser Katastrophe wurde die Unterführung gebaut, die heute noch zu sehen ist.
Diese und andere historische Besonderheiten erfährt der Leser auf jedem der fünf Spaziergängen. Dabei gehen die Autoren zum Teil weit in die Geschichte des Bezirks zurück. So erfährt der Leser, dass Steglitz einst ein kleines märkisches Bauerndorf war und um 1800 gerade einmal rund 1000 Einwohner hatte oder dass dort, wo heute das Kreiselhochhaus steht, ursprünglich die Bauern Bäthge, Dahlemann und Berlinicke ihre Höfe hatten.
Mit dem „Albrechtshof“ gab es seit etwa 1830 auch einen beliebten Veranstaltungsort. Über die Viehhaltung des Gasthofes und die laute Musik der Kapellen bis morgens um 3 Uhr beklagten sich allerdings die Anwohner. „Noch 1936 beschwerten sie sich über die Geräusch-, Geruchs- und Ungezieferbelästigung“, heißt es in dem Heft.
Ein paar Seiten weiter erfährt man, dass dort wo sich heute die Schwartzsche Villa befindet, bis 1897 die Villa Lydia stand. Zu dieser Villa gehörte ein prachtvoller Garten mit edlen Pflanzen, Statuen und einem Goldfischteich. Heute ist von der einstigen Pracht nicht mehr viel übrig, als eine Grünanlage mit altem Baumbestand.
Der Spaziergang führt weiter zum Hermann-Ehlers-Platz, durch die Schloßstraße, Kieler- und Düppelstraße bis zum alten Steglitzer Postamt, das 1909 in der Bergstraße eröffnet wurde. Die Autoren haben herausgefunden, dass zu den Olympischen Spielen 1936 hier eine Fernsehstube mit 50 Sitzplätzen eingerichtet wurde. Sonntags von 10 bis 11 Uhr gab es Vorführungen, für die kostenlose Platzkarten ausgegeben wurden. Auf den Karten stand der Hinweis: „Die Vorführungen sind nicht als Unterhaltung gedacht, sondern sollen Aufschluss über den heutigen Stand der deutschen Technik geben.“
Zu jedem Spaziergang gibt es zahlreiche historische Fotos und Postkarten. Jeder, der sich mit dem Heft in der Hand auf einen der Rundgänge begibt, kann immer gleich Historie und Gegenwart vergleichen. „Unsere Spaziergänge richten sich an Leute, die sich einen Überblick über ihren Kiez verschaffen wollen und mehr über dessen Geschichte erfahren möchten. Aber natürlich auch an Touristen, die den Berliner Südwesten erkunden wollen“, sagte Wolfgang Holtz während der Buchpräsentation. Dabei hätten nicht alles berücksichtigt werden können, was dem einen oder anderen als sehenswert erscheint. Christian Simon: „Wir hatten für jedes Kapitel Platz für maximal 15000 Zeichen. Wir mussten nicht darüber nachdenken, worüber wir schreiben sondern eher, was wir weglassen.“
Berliner Spaziergänge, Steglitz-Zehlendorf, ISBN 978-3-96201-005-8, fünf Euro, Wolfgang Holtz und Christian Simon.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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