Rollschuh fahren, Boxen, Salsa tanzen

Neues Leben in Turm-Ruine/ Kultur und Sport statt Leerstand

Während das Kreisel-Hochhaus als Stahl-Skelett sein Dasein fristet und auf bessere Zeiten wartet, geht im Erdgeschoss derzeit die Post ab. Wo einst Globetrotter Sport- und Outdoor-Ausrüstung verkaufte, finden hier verschiedene Events statt. Von Roller-Disco bis zum Flohmarkt ist alles dabei. Ende Februar wurde das neue Freizeitangebot für Menschen jeden Alters offiziell eröffnet.

Es wird gerollert, geboxt, getanzt oder einfach nur gemütlich in einer der Couchgruppen oder an der Bar gechillt. Seit ein paar Wochen hat das Unternehmen „Zeit ist knapp“ oder auch „Zentrum für internationale Künste“ – kurz ZiK – den leerstehenden Laden am Fuße des Kreisels übernommen. In Absprache mit dem derzeitigen Eigentümer, der Adler Group, und auch nur zur Zwischennutzung. Doch genau das ist das Konzept von ZiK: Leerstehende Ladenflächen werden für einen bestimmten Zeitraum umfunktioniert und für Kunst, Kultur und Sport genutzt. Ziel ist es, großflächige Zwischenraumnutzung wieder attraktiv zu machen und als ein Modell der Nachhaltigkeit in Berlin zu etablieren. Nach Ende der Nutzung zieht das ZiK weiter an einen anderen Standort. Bevor die Initiative in den Kreisel einzog, wurden die ehemaligen Ladenflächen von Primark am Walther-Schreiber-Platz bespielt. Auf diese Weise soll sich das Konzept permanent weiterentwickeln und von Leerstand zu Leerstand wandern.

Das Konzept geht auf. Als Ende Februar zur ersten offiziellen Rollschuh-Disco eingeladen wurde, kamen Hunderte Neugierige in die ehemaligen Globetrotter-Räume. Ob Rollschuhe, Roller, Skateboard oder Dreirad – alles, was Rollen hatte, glitt über die geräumige Fläche. Groß und Klein, Profis und Anfänger bewegten sich zu Discoklängen auf dem Parkett. „Tolle Sache“, schwärmte Marie. Die 37-Jährige war mit ihrer Freundin gekommen. Die beiden Frauen hatten ihre Rollerskates mal wieder aus dem Keller geholt und drehten begeistert ihre Runden. Auch Roland freut sich über das neue Angebot. Auch der Senior ist früher oft auf seinen Skates unterwegs gewesen. Die Bedingungen auf der Parkettfläche findet er ideal. „Viel besser als auf Asphalt. Wo findet man so etwas schon.“

Auf der knapp 4500 Quadratmeter großen Fläche gibt es aber noch mehr Angebote. Unmittelbar am Eingang hat Gangway einen Boxring aufgestellt und Boxsäcke aufgehängt. Der Verein für Straßensozialarbeit bietet hier kostenloses Boxtraining an. 50 bis 100 Jugendliche kommen täglich zum Training, um sich auf sinnvolle Weise auszupowern. In einem kleinen Raum links neben dem Rollschuhverleih lockt die „MINTmühle“ technikbegeisterte Entdecker an. Hier surren kleine Drohnen durch die Luft, die von Nachwuchs-Piloten durch einen Parcours gesteuert werden. Außerdem können kleine ferngesteuerte Autos über eine Piste gelenkt werden und an 3D-Druckern wird demonstriert, wie 3D-Modelle oder Figuren entstehen.

Mittwochs wird Salsa getanzt und donnerstags öffnet von 18 bis 23 Uhr der Rollschuh-Market. Groß und klein können auf Rollen ihre Runden drehen oder alles rund ums Rollschuhlaufen tauschen oder verkaufen. Um 19 Uhr gibt es Roller-Workshops. Mit „Soundfood“ wird an jedem Sonnabend ein musikalisches Erlebnis für Kinder jeden Alters angeboten.

Das Projekt der kulturellen Zwischennutzung im Steglitzer Kreisel ist vorerst bis Juli befristet. Wie es dann weitergeht, hängt von der Zukunft des Kreiselhochhauses ab. Die Adler Group will den Turm samt Sockel verkaufen. Ob die leeren Flächen über den Juli hinaus von ZiK genutzt werden können, hängt vom neuen Eigentümer ab.

Kulturspäti, Galerie, Eventspace & Roller Disco haben mittwochs und donnerstags ab 18 Uhr, freitags ab 17 Uhr und sonnabends ab 14 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, Rollschuhe kosten in der Ausleihe 3,50 Euro. Am Eingang kann ein Obolus gespendet werden. Weitere Infos zum Angebot und Programm auf zeitistknapp.de/.