Spuren des Kolonialismus
Schwartzsche Villa stellt privaten Nachlass des Wandervogels Karl Fischer aus

Die Ausstellung zeigt umfangreiche Dokumente aus dem Nachlass Karl Fischers.  | Foto:  Frank Drauschke, Facts & Files
4Bilder
  • Die Ausstellung zeigt umfangreiche Dokumente aus dem Nachlass Karl Fischers.
  • Foto: Frank Drauschke, Facts & Files
  • hochgeladen von Karla Rabe

Briefe, persönliche Dokumente und mehr als 750 Fotografien gehören zum privaten Nachlass von Karl Fischer, einem Mitbegründer der Wandervogel-Bewegung. Ein Teil des Nachlasses ist derzeit in einer Ausstellung zu sehen.

Die Wandervogel-Bewegung verbreitete sich ab 1901 von Steglitz aus in ganz Deutschland. Sie stellte den Beginn einer Jugendbewegung dar, die auch für Reformpädagogik, Freikörperkultur und Lebensreformbewegung wichtige Impulse setzte. Karl Fischer (1881-1941) spielte als Mitbegründer eine wichtige Rolle. Nach seinem Tod gelangte sein persönlicher Nachlass in den Besitz des Karl-Fischer-Bundes. Hier wurden über Jahrzehnte sämtliche Materialien der Wandervogelbewegung und ihrer Mitglieder zusammengetragen. 1990 übereignete der Bund die Sammlung dem Bezirksamt.

Dass sich unter den Materialen von Fischer zahlreiche Dokumente und mehr als 450 Fotografien aus Ostasien befinden, war bislang weitgehend unbekannt. Erst im Zuge von Recherchen zum Thema Spuren des Kolonialismus in Steglitz-Zehlendorf rückte das in den Fokus. Anhand des Nachlasses zeichnet die Ausstellung in der Schwartzschen Villa die Spuren des Kolonialismus nach und macht ein Leben Fischers im Dienst der Kolonialpolitik des Deutschen Reiches sichtbar.

Karl Fischer meldete sich 1906 zum Militärdienst beim III. Seebataillon in Qingdao (Tsingtau) und blieb in China. Zunächst arbeitete er als kaufmännischer Angestellter bei der Schantung-Bergbau-Gesellschaft. Danach war er von 1910 bis 1914 als Zeitungsredakteur in Schanghai in die Kulturpolitik der deutschen Kolonialmacht eingebunden, ehe er 1914 in japanische Kriegsgefangenschaft geriet.

Die Ausstellung rekonstruiert die Stationen von Fischer in Ostasien. Seine Perspektive auf der Grundlage seines Nachlasses wird der postkolonialen Sicht auf den deutschen Kolonialismus in China gegenüber gestellt. Zudem informiert die Ausstellung über historische und aktuelle Spuren des Kolonialismus im heutigen Steglitz-Zehlendorf. Auch in den bis 1920 eigenständigen Gemeinden Steglitz, Zehlendorf und Groß-Lichterfelde manifestierte sich der deutsche Kolonialismus auf vielfältige Weise. Beispielhaft stellt die Ausstellung Spuren aus den Bereichen Mission, Wissenschaft, Wirtschaft, Militär und Vereinswesen vor und will zu einer Diskussion über die aktuelle Erinnerungspolitik im Bezirk anregen.

Die Ausstellung wird von einem vielfältigen Rahmenprogramm mit Führungen durch die Ausstellung, kolonialhistorischen Stadtspaziergängen durch Lichterfelde und Abendvorträgen begleitet. Die nächste Führung durch die Ausstellung findet am 11. Januar statt. Einen Überblick über alle Veranstaltungen gibt es auf pretix.eu/Fachbereich-Kultur-Steglitz/.

„Spuren des Kolonialismus – Der private Nachlass des Wandervogels Karl Fischer“, Schwartzsche Villa, Grundwaldstraße 55, Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, https://bwurl.de/17hs, Eintritt ist frei. Es gilt die 2G-Regel plus Maskenpflicht.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

37 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 106× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 65× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 471× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.066× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.