Kanadische Künstlerin stellt in der Schwartzschen Villa aus
Über Sinnlichkeit und Computertechnologie
Nach einer Corona-Pause stellt die Schwartzsche Villa wieder Kunst aus. Am 10. Juli öffnet die Ausstellung „Bonds“. Die in Berlin arbeitende Kanadierin Julie Farvreau zeigt Videoinstallationen, Fotografien, Skulpturen und eine Wandzeichnung. Die Themen sind Körper, Sinnlichkeit, und der Einfluss der Computertechnologie auf das menschliche Handeln.
Eine junge Frau läuft durch ein Feld. Vom Himmel herab kommt eine seltsame, formlose Maschine. Das Ding besteht aus einer künstlichen Hülle, die entfernt an menschliche Haut erinnert. Die junge Frau interagiert mit der Maschine. Beide wirken neugierig, aber die Atmosphäre ist auch angespannt und bedrohlich. Diese Szene stammt aus der Videoinstallation „This Thing“. Das seltsame Maschinenwesen im Film steht für die moderne Technologie. Der Film ist erstmals in Deutschland zu sehen.
Neben dem Film werden kleine Skulpturen sowie eine Wandzeichnung gezeigt, die das Thema Körperlichkeit im digitalen Zeitalter aufgreifen. In der Videoinstallation „Will Deliquesce“ aus 2018 geht es auch um Technologie und Synthetik und in welcher Beziehung der Mensch zur Technologie steht. Gezeigt wird eine Gruppe von Menschen, die sich selbst und einander mit künstlichen Nachbildungen von menschlichen Körperteilen berühren. Am Ende des Films schauen die Menschen aus einem Fenster und sehen eine ähnliche Maschine wie in „This Thing“ vorbei gleiten.
„Favreau interessiert sich für Spiritualität und Sinnlichkeit, die es angesichts der technischen Entwicklungen zu bewahren gilt“, sagt Christine Nippe vom Kulturamt und Kuratorin der Ausstellung. Dabei streife sie auch Szenarien, in welchen Maschinen und Computertechnologien Einfluss auf das menschliche Handeln haben. „Ihre meditativ, beinah hypnotisch wirkenden Filme zeigen Situationen, in denen der menschliche Körper mit neuen technoid-organischen Dingen interagiert“, sagt Nippe.
Julie Favreau lebt und arbeitet in Montreal und Berlin. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Montréal Museum of Fine Arts und beim Edinburgh Art Festival gezeigt. In Berlin stellte sie vor zwei Jahren im Künstlerhaus Bethanien aus. Sie ist Preisträgerin des Pierre-Ayot-Preises und des Claudine and Stephen Bronfman Fellowship in Contemporary Art.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einem Interview mit der Künstlerin. Eine offizielle Vernissage musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Beim Ausstellungsbesuch gelten die aktuelle Hygiene und Abstandsregeln. In den Ausstellungsräumen muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.
Die Ausstellung „Julie Favreau – Bonds“ ist vom 10. Juli bis 11. Oktober in der Schwartzschen Villa, Grunewaldstraße 3, zu sehen. Geöffnet ist Montag bis Sonntag, 10 bis18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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