Bücher, Jazz und BND-Kunden
Buchhandlung Schwericke wird 20 Jahre alt und lädt zum Kiez-Kultur-Fest ein

Torsten Schwericke in seiner Buchhandlung mit Büchern, aus denen beim Kiez-Kultur-Fest gelesen wird.  | Foto: Uwe Lemm
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Als er 2003 sein erstes Ladengeschäft am Gardeschützenweg im Blumenkiez eröffnete, war er der jüngste Berliner Buchhändler. In diesem Monat nun kann Tobias Schwericke in der Moltkestraße 1 das 20-jährige Jubiläum seiner Buchhandlung feiern.

Für Schwericke war nach dem Gymnasium eines klar: Er wollte künftig sein Berufsleben in keiner abhängigen Position verbringen. Also kam das auch ins Auge gefasste Politologiestudium, das in aller Regel im Schuldienst als Sozialkundelehrer mündet, für den Abiturienten nicht in Frage. So begann er eine Buchhändlerlehre „von der Pieke auf“, wie Schwericke sagt, in der weit über Dahlem hinaus bekannten Schleichers Buchhandlung – nicht nur frühere Studenten der Freien Universität werden sich sicher an sie noch erinnern. Nach dem Abschluss „bei dem sehr guten Lehrmeister“ stand für Schwericke fest: Ich mache mich selbständig. Das tat er am Gardeschützenweg.

Doch das Konzept, nur Bücher zu verkaufen, war ihm zu wenig. So hat es in den folgenden rund zwölf Jahren dort rund 300 Jazz-Konzerte mit immer wieder namhaften Interpreten gegeben – kein Wunder, ist der heute dreifache Vater inzwischen schulpflichtiger Kinder doch seit vielen Jahren mit der Jazz-Sängerin Monika Schwericke verheiratet. Seit seiner Zeit im Gardeschützenweg hat er übrigens engen Kontakt mit dem Bundesnachrichtendienst (BND). Nicht etwa, dass Schwericke wegen seiner politischen Einstellungen überprüft würde, bei ihm versorgten sich viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der in der Nähe residierenden Bundesbehörde mit Fachliteratur. Viele diese Geschäftsbeziehungen funktionieren nach dem Wegzug eines Teils des BND noch heute.

Als ihm dann vor acht Jahren die deutlich günstiger gelegenen neuen Geschäftsräume an der Moltkestraße schräg gegenüber dem S-Bahnhof Botanischer Garten angeboten wurden, schlug Schwericke kurzentschlossen zu. Da ahnte er allerdings noch nicht, dass Straße und Brücke vor seinem Laden für Jahre saniert werden müssen. „Das war für uns eine schwere Zeit, als der Weg vor unserer Tür eine Sachgasse war“, so der Buchhändler rückblickend. Das allerdings habe sich gebessert, als die Fußgängerbehelfsbrücke geöffnet wurde. Jetzt ist Schwericke wieder ganz zufrieden.

Seit Jahren eine Baustelle: die Straße und Brücke vor der Buchhandlung Schwericke.  | Foto:  Uwe Lemm
  • Seit Jahren eine Baustelle: die Straße und Brücke vor der Buchhandlung Schwericke.
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Denn seine Kundschaft ist nicht das Laufpublikum, das vor der Buchhandlung zum Botanischen Garten strebt und gelegentlich hereinschaut, es ist die Stammkundschaft, die er und seine zwei Mitarbeiterinnen aus einem Gebiet zwischen Lichterfelde-West und Steglitz verorten. Die kauft dann nicht nur Bücher aus dem großen Sortiment der Berlin-Literatur und der Kinder- und Jugendbücher, sondern auch hochwertige Manufakturprodukte, die die Buchhandlung anbietet. Oder kommt im Oktober zum Kiez-Kultur-Fest, mit dem die Buchhandlung erfolgreiche 20 Jahre zusammen mit dem benachbarten Elsengold Verlag, der selbst gerade sein Zehnjähriges begehen kann, an der Moltkestraße feiert. Nach einer bereits stattgefundenen Kaffeehauslesung in der Bäckerei Schröter wird es noch drei weitere Lesungen und ein Chorkonzert geben. Während die Lesungen von Torsten Harmsen am 10. Oktober und mit Anne Stern am 17. Oktober jeweils um 19 Uhr in der Buchhandlung stattfinden, liest Tanja Dückers am 12. Oktober um 19 Uhr im Bebra Verlag im Asternplatz 3. Das abschließende Chorkonzert unter Leitung vom Monika Schwericke findet am 19. Oktober wiederum in der Buchhandlung, allerdings um 20 Uhr statt. Karten für alle Festveranstaltungen gibt es in der Buchhandlung in der Moltkestraße 1 zum Preis von zehn, ermäßigt acht Euro.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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