Stilles Örtchen als Sammelobjekt
Ex-Klomann Domenico Bazzo sammelt Miniatur-WCs in jeder Form und Funktion
Sammelleidenschaften lassen mitunter tief blicken und sagen einiges über den Sammelnden aus. Bei Domenico Bazzo ist der Grund für seine Sammelleidenschaft sehr naheliegend. Als ehemaliger Klomann sammelt er natürlich alles, was mit dem stillen Örtchen zu tun hat.
Schon beim Betreten seiner kleinen Steglitzer Wohnung fällt die schräge Vorliebe des 60-Jährigen sofort ins Auge: An den Wänden hängen witzige Toilettenschilder aus Holz im Vintage-Stil, im Badezimmer ist eine ganze Batterie von Klopapierhaltern in unterschiedlichen Designs aus Metall und Keramik zu bewundern und auch in der Küche findet sich das eine oder andere Utensil in Form einer Kloschüssel. Salz und Zucker beispielsweise werden in einer weißen Miniporzellantoilette aufbewahrt und aus dem Küchenschrank holt Bazzo ein paar Schnapsbecher, die wie kleine Klos aussehen.
Seine eigentliche Sammlung von Miniaturtoiletten ist fein säuberlich in Vitrinen und Regalen im Wohnzimmer sortiert. Mittlerweile sind es an die 300 originelle Objekte. „Ich habe Anfang der 2000er-Jahre angefangen, kleine Toiletten zu sammeln“, erzählt der gebürtige Italiener mit den feuerroten Haaren. Entfacht wurde seine Leidenschaft durch ein Geschenk. Bazzo war fast 20 Jahre lang als Klomann in der Berliner Nachtszene tätig. Er betreute als „männliche Klofrau“ – so bezeichnet er sich selbst – die stillen Örtchen in Nobelclubs wie dem „Felix“, dem extravaganten Sage-Club oder dem legendären Techno-Tempel Tresor. „Irgendwann einmal schenkte mir ein Freund aufgrund meiner Tätigkeit ein Miniatur-WC aus Keramik. Damit fing alles an“, erinnert er sich schmunzelnd. Er ging auf Flohmärkte, suchte im Internet und war auf Sammlerbörsen unterwegs. Sein Ziel: witzige, skurrile und auch frivole Miniaturen rund ums Klo zu erwerben. Und da gibt es offenbar eine riesige Auswahl, wie die Sammlung von Domenico Bazzo vermuten lässt.
Scherzartikel und Gebrauchsgegenstände
In Sachen Miniatur-Klos scheint es nichts zu geben, was es nicht gibt. Es sind die üblichen Scherzartikel mit dicken Hintern (männlich wie weiblich) auf der Schüssel oder vollbusigen Damen, die lasziv auf dem WC posieren. Aber es gibt auch mehr oder weniger nützliche Gebrauchsgegenstände im Toiletten-Format. In Bazzos Vitrine stehen zum Beispiel jede Menge Aschenbecher zum Teil mit integriertem Feuerzeug.
Es gibt Spardosen mit sinnigen Aufschriften wie „Geld stinkt nicht“, Uhren, Ohrringe, Krawattennadeln, Schlüsselanhänger und Stifte. Sogar ein Radio, bei dem die Musik selbstverständlich aus der Kloschüssel dröhnt, und ein ferngesteuertes WC sind dabei. Aber auch Albernheiten wie eine überdimensionales „Klo-Brillengestell“, das sich Bazzo amüsiert auf die Nase setzt.
Für ihn ist es ein großer Spaß, seine außergewöhnliche Sammlung zu präsentieren. Wie beliebt das Klo auch in der Souvenir-Industrie ist, hat ihn selbst erstaunt. „Aber es gibt offensichtlich von jeder touristisch beliebten Region ein Andenkenklo“, sagt er lachend und präsentiert seine umfangreiche Kollektion von hübsch mit Sehenswürdigkeiten dekorierten WC-Miniaturen aus dem Schwarzwald, vom Steinhuder Meer und aus Berlin. Ebenso wundert er sich immer wieder, wofür ein Mini-Lokus noch so herhalten muss: Spielzeug, Weihnachtsdeko wie Räuchermännchen und etliche Dinge, die man üblicherweise nicht mit der Toilette in Verbindung bringt. Ein Lieblingsstück hat der Ex-Klomann nicht. „Hauptsache bunt und schräg“, sagt er.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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