Ausstellung zeichnet Lebensläufe von in der NS-Zeit verfolgten Bezirkspolitikern nach

Auf großen Tafeln wird über verfolgte Bezirksverordnete in der NS-Zeit informiert. | Foto: K. Menge
3Bilder
  • Auf großen Tafeln wird über verfolgte Bezirksverordnete in der NS-Zeit informiert.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Steglitz. Zum ersten Mal nähert sich eine Ausstellung dem Thema der in der NS-Zeit verfolgten Abgeordneten in Berlin auf Bezirksebene. In der Schwartz’schen Villa stehen die Biografien von 14 parlamentarischen Abgeordneten im Mittelpunkt.

Am Anfang der Recherche hätten zwei Fragen gestanden, erläutert Kuratorin Heike Stange: Wer war seit 1920, also seit der Einführung des „Groß-Berlin-Gesetzes“ und der Bildung der beiden Bezirke Steglitz und Zehlendorf, kommunalpolitisch aktiv? Wer war im Nationalsozialismus verfolgt und aus welchen Gründen? Die ersten Ergebnisse einer Spurensuche sind nun in der Ausstellung „Abgesägt“ zu sehen. Sie dokumentiert verschiedene Facetten und Biografien dieses oft vernachlässigten Themas.

Die Ausstellung zeigt auch, dass in Steglitz und Zehlendorf konservative Parteien führend waren, während in ganz Berlin die SPD und die USPD die Mehrheit hatten. Eine Gegenüberstellung der Ergebnisse der Kommunalwahlen in den beiden Bezirken mit den Ergebnissen in Berlin macht das deutlich.

Die Neuwahlen 1933 waren begleitet von Repressionen gegen die Parlamentarier der Weimarer Republik, vor allem die Mitglieder von KPD und SPD. Das reichte von der Reduzierung der Bezüge bis zur Entlassungen. Auf 14 großen Tafeln werden die Lebensläufe von sechs Frauen und acht Männern dargestellt, die Abgeordnete waren. In Steglitz waren das Otto Klose, Marie Kunert, Otto Morgenstern, Otto Ostrowski, Wilhelm Pieck, Wilhelm Skubich, Albert Wiebach und Hedwig Wollmann sowie in Zehlendorf Hermann Clajus, Richard Draemert, Hans Holtz, Friedrich Matèrn, Anna Mayer und Minna Todenhagen. Fotografien und Dokumente erzählen von ihren politischen und beruflichen Aktivitäten. „Auf diese Weise soll einerseits die Auseinandersetzung mit politischer Verfolgung und ihrer Definition angeregt werden, andererseits soll Sensibilität und Empathie für Verfolgte geweckt werden“, sagt Heike Stange.

Skizziert wird auch den Kampf um den umstrittenen Neubau des Rathauses Zehlendorf als Konflikt zwischen der Stadt und dem Bezirk. Außerdem werden Biografien von Stadträten in Selbstzeugnissen vorgestellt.

Die Ausstellung sei besonders in der jetzigen Zeit wichtig, wo rechtsradikale Kräfte auf dem Vormarsch sind. „Zeigt sie doch, wie schnell Bürger einer rassistischen Propaganda auf den Leim gehen“, betont Christine Fischer-Defoy, Vorsitzende des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin, das gemeinsam mit dem Kulturamt des Bezirks die Ausstellung gestaltete.

„Abgesägt“ ist bis zum 30. Dezember in der Galerie Schwartz’sche Villa, Grunewaldstraße 55, zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Im Rahmenprogramm werden am 17. November, 15. Dezember sowie nach Vereinbarung Führungen und Gespräche angeboten, die jeweils um 16 Uhr beginnen. Anmeldung unter  902 99 45 16. Es ist ein Katalog erschienen, in dem alle 14 Biografien in Wort und Bild veröffentlicht sind. Er kostet zehn Euro. KM

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

36 folgen diesem Profil

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 612× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 3.321× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.685× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 3.218× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 4.182× gelesen