„Wir müssen alle an einem Strang ziehen!“

homas Borsch, verheiratet, zwei Kinder, ist seit 2008 Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums. Gleichzeitig ist er Professor für Systematische Botanik und Pflanzengeographie an der Freien Universität. | Foto: K. Rabe
  • homas Borsch, verheiratet, zwei Kinder, ist seit 2008 Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums. Gleichzeitig ist er Professor für Systematische Botanik und Pflanzengeographie an der Freien Universität.
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Lichterfelde. Die Sanierung des Viktoriahauses ist abgeschlossen. Dennoch bleibt es leer. Wegen des Personalmangels kann es nicht bepflanzt und eröffnet werden. Berliner Woche-Reporterin Karla Rabe sprach darüber mit dem Direktor des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Thomas Borsch.

Herr Borsch, wie dramatisch ist die Personalsituation des Botanischen Gartens?

Thomas Borsch: Es fehlen 17 gärtnerische Stellen. Im wissenschaftlichen Bereich ist die Personalknappheit noch größer: Hier sind zur Zeit 27 Stellen nicht besetzt. Der Botanische Garten besitzt eine wissenschaftlich dokumentierte Sammlung lebender Pflanzen aus der ganzen Welt. Dazu kommen andere wissenschaftliche Sammlungen, wie ein Herbarium mit etwa vier Millionen konservierter Pflanzenbelege. Eine wissenschaftliche Betreuung ist daher eine Notwendigket.

Wie ist es zu dieser angespannten finanziellen und personellen Situation gekommen?

Thomas Borsch: Die Lage begann sich in den 1990er-Jahren mit der Eingliederung des Botanischen Gartens in die Freie Universität zuzuspitzen. Der Uni-Haushalt wurde heruntergefahren und dem Botanischen Garten ging ein großer Teil des Budgets verloren. Und dieser Etat hat heute den gleichen Stand wie 1995.

Der BG hat viele Veranstaltungen. Die bringen doch auch Geld. Der Senat spricht von insgesamt 1,8 Millionen Euro. Fast genauso hoch ist die Summe der Einnahmen durch Drittmitteln. Trotzdem reicht das Geld nicht?

Thomas Borsch: Viele denken, wie kann es sein, dass trotz der zahlreichen Veranstaltungen die Finanzierung unserer Einrichtung so unzureichend ist. Aber das fehlende Geld allein durch Kulturveranstaltungen einzunehmen, ist nicht realistisch. Wir freuen uns zwar über steigende Besucherzahlen – in 2016 kamen über 430 000 Menschen. Doch die Eintrittsgelder sind kein Reingewinn. Ähnlich verhält es sich mit Drittmitteln. Das ist Geld, das wir zusätzlich für wissenschaftliche Projekt erhalten und das nicht dem Grundbetrieb zugute kommen kann.

Welche Folgen hat die finanzielle Situation für die wissenschaftliche Arbeit?

Thomas Borsch: Wir sind sehr erfolgreich bei Forschungsprojekten. Und wir sind seit über 20 Jahren Pionier auf Gebieten wie der Digitalisierung biologischer Informationen. In wissenschaftlichen Projekten, die durch Drittmittel gefördert werden, beschäftigen wir im Schnitt 30 bis 40 hochqualifizierte Mitarbeiter. Das Problem ist, dass ein zu großer Teil dieser Stellen zeitlich befristet ist. Und: Viele Daueraufgaben werden seit Jahren von Ehrenamtlichen gemacht. Dies ist aber keine zukunftsfähige Lösung.

Was würden Sie sich für die Zukunft des Gartens wünschen?

Thomas Borsch: Ich wünsche mir, dass man den Wert unserer Einrichtung auch in Berlin endlich erkennt. Berlin muss sich zu seinem Hauptstadtgarten bekennen. Botanische Schaumuseen wie unsere gibt es nur noch in Harvard und St. Petersburg. Im Ausland werden wir viel stärker wahrgenommen. Als einer der größten Botanischen Gärten weltweit haben wir national und international eine führende Rolle auf dem Gebiet der Erforschung, dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Pflanzenvielfalt. Unsere Sammlungen und historischen Anlagen sind bedeutendes Kulturgut – also weit mehr als ein Erholungsgarten. Das bedeutet auch, dass die Finanzierung eigentlich eine Mischaufgabe verschiedener Ressorts ist. Dafür müssen alle Akteure gemeinsam einen Weg finden und an einem Strang ziehen.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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