Bierpinsel vor langjährigem Leerstand
Der 46 Meter hohe Bierpinsel am U-Bahnhof Steglitz in der Schloßstraße ist ein treffliches Streitobjekt. Seine Zukunft ist dagegen ungewisser denn je.
Manche finden ihn schön, andere eher hässlich. Unzweifelhaft ist er eine weithin sichtbare Landmarke des Bezirks. Das am 13. Oktober 1976 eröffnete Turmrestaurant Steglitz präsentiert sich in futuristisch anmutender Poparchitektur der 1970er-Jahre. Es wurde zwischen 1972 und 1976 nach Plänen der Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte erbaut. Den Spitznamen Bierpinsel gaben ihm die schlagfertigen Berliner aufgrund seiner gastronomische Verwendung und dem pinselähnlichen Aussehen. Wegen erheblichen Sanierungsbedarfs war das Gebäude bereits von 2002 bis 2010 geschlossen. Am 1. April 2010 wurde im Bierpinsel durch die Schlossturm GmbH, vertreten durch Geschäftsführerin Larissa Laternser, ein Kunst-Café eröffnet und die Fassade des Bierpinsels von internationalen Streetart-Künstlern neu gestaltet - ursprünglich nur für ein Jahr. Das wiederum rief die Witwe des verstorbenen Architekten Ralf Schüler, Ursulina Schüler-Witte auf den Plan, die inzwischen gegen die Verletzung des Urheberrechts klagt.
Seit Ende 2010 ist der Bierpinsel erneut geschlossen. Jetzt wegen beträchtlicher Wasserschäden nach dem damals strengen Winter. Bürgermeister und Wirtschaftsdezernent Norbert Kopp (CDU) findet das "ausgesprochen ärgerlich". Außer Ankündigungen habe die Schlossturm GmbH nichts vollbracht. Er hoffe, dass sich bald etwas tue.
Seit Monaten ist die früher so redsame Geschäftsführerin nicht zu sprechen. Alle Versuche der Berliner Woche Kontakt mit ihr aufzunehmen, scheiterten.
Keine der von ihr angegebenen Telefonnummern stimmen noch. Lediglich Ansagen wie: "Kein Anschluss unter dieser Nummer", "Die angerufene Nummer ist uns nicht bekannt" oder ein schlichtes Besetztzeichen legen den Verdacht nahe, dass die Besitzer erst einmal abgetaucht sind.
Laut Stadtentwicklungsdezernent Norbert Schmidt (CDU) ist die Schlossturm GmbH verpflichtet ein Restaurant zu betreiben und unter anderem die Außenfassade des Bauwerkes in einem guten und den gesetzlichen Vorschriften entsprechenden Zustand zu erhalten. Doch dafür fehlen dem Erbbaupächter derzeit offensichtlich die Mittel. Schmidt wörtlich: "Der Bierpinsel ist eine Ruine." Seine Zukunft sei ungewiss.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
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