Blinde Menschen fotografieren ihre Umwelt
Acht blinde Berliner haben einen Monat lang täglich ein Foto mit einer analogen Einweg-Kamera aufgenommen. Sie versuchten Momente festzuhalten, die ihnen interessant, spannend, lustig oder auf andere Weise bedeutend erschienen. Ralf Heinemann-Hohn, einer der Teilnehmer: "Es war für uns eine Herausforderung, etwas auszuprobieren, ohne später das Ergebnis überprüfen zu können." Nach anfänglicher Skepsis packte am Ende alle acht Frauen und Männer der Ehrgeiz. "Wir können als Blinde den Sehenden zeigen, dass auch wir uns Herausforderungen stellen und uns trauen, neue Dinge auszuprobieren", beschreibt Juliana Elia ihre Gedanken auf einer der Ausstellungstafeln. Zu sehen sind zumeist abstrakte, aber auch gefühlvolle Bilder. Etwa ein Fenster nach draußen, ein Stück vom blauen Himmel oder ein einsamer Weg im Hof. Hier hatte die Fotografin einen Vogel vermutet, der sie am Morgen geweckt hatte. Zu jeder Bilderreihe gibt es ein Portrait des Fotografen. Zumeist in ihrer häuslichen oder beruflichen Umgebung.
Die großformatigen Fotos wurden von Marcel Maffei aufgenommen. Der Student der Fotografie hat diese Ausstellung konzipiert. Die Idee dazu entstand durch wiederholte Begegnungen mit einer blinden Person. "Ich war beeindruckt, wie sie sich sicher über den großen Bahnhof manövrierte und jegliche Hilfe ablehnte." Unterstützt wurde er bei der Umsetzung des Konzepts vom Blindenhilfswerk Berlin. Die Steglitzer Einrichtung vermittelte Kontakte zu Blinden, die sich auf dieses Experiment einlassen wollten.
Die Ausstellung vermittelt Sehenden nicht nur einen Eindruck darüber, was und wie blinde Menschen ihre Umwelt wahrnehmen. Sie können sich auch in die Welt der Blinden hineinversetzen. In acht Dunkelkabinen ist jeweils eines der Fotos aus der Bilderreihe reliefartig aufgearbeitet, so das man es ertasten kann.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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