Blinde Menschen fotografieren ihre Umwelt

Fotograf Marcel Maffei (links) hatte die Idee. Der blinde Thomas Schmidt vom Blindenhilfswerk erklärt Besuchern die Welt der Blinden. | Foto: K. Menge
  • Fotograf Marcel Maffei (links) hatte die Idee. Der blinde Thomas Schmidt vom Blindenhilfswerk erklärt Besuchern die Welt der Blinden.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Steglitz. Bis zum 21. Oktober findet im Einkaufszentrum Boulevard Berlin eine Fotoausstellung statt. Nichts Ungewöhnliches möchte man meinen. Dennoch sind die gezeigten Bilder etwas Besonderes. Sie wurden von blinden Menschen foto

Acht blinde Berliner haben einen Monat lang täglich ein Foto mit einer analogen Einweg-Kamera aufgenommen. Sie versuchten Momente festzuhalten, die ihnen interessant, spannend, lustig oder auf andere Weise bedeutend erschienen. Ralf Heinemann-Hohn, einer der Teilnehmer: "Es war für uns eine Herausforderung, etwas auszuprobieren, ohne später das Ergebnis überprüfen zu können." Nach anfänglicher Skepsis packte am Ende alle acht Frauen und Männer der Ehrgeiz. "Wir können als Blinde den Sehenden zeigen, dass auch wir uns Herausforderungen stellen und uns trauen, neue Dinge auszuprobieren", beschreibt Juliana Elia ihre Gedanken auf einer der Ausstellungstafeln. Zu sehen sind zumeist abstrakte, aber auch gefühlvolle Bilder. Etwa ein Fenster nach draußen, ein Stück vom blauen Himmel oder ein einsamer Weg im Hof. Hier hatte die Fotografin einen Vogel vermutet, der sie am Morgen geweckt hatte. Zu jeder Bilderreihe gibt es ein Portrait des Fotografen. Zumeist in ihrer häuslichen oder beruflichen Umgebung.

Die großformatigen Fotos wurden von Marcel Maffei aufgenommen. Der Student der Fotografie hat diese Ausstellung konzipiert. Die Idee dazu entstand durch wiederholte Begegnungen mit einer blinden Person. "Ich war beeindruckt, wie sie sich sicher über den großen Bahnhof manövrierte und jegliche Hilfe ablehnte." Unterstützt wurde er bei der Umsetzung des Konzepts vom Blindenhilfswerk Berlin. Die Steglitzer Einrichtung vermittelte Kontakte zu Blinden, die sich auf dieses Experiment einlassen wollten.

Die Ausstellung vermittelt Sehenden nicht nur einen Eindruck darüber, was und wie blinde Menschen ihre Umwelt wahrnehmen. Sie können sich auch in die Welt der Blinden hineinversetzen. In acht Dunkelkabinen ist jeweils eines der Fotos aus der Bilderreihe reliefartig aufgearbeitet, so das man es ertasten kann.

Die Ausstellung "Die Sicht der Anderen" ist noch bis zum 21. Oktober im Boulevard Berlin, Schloßstraße 15, zu sehen. Geöffnet ist Mo bis Sa, 10 bis 20 Uhr sowie am verkaufsoffenen Sonntag, 13 bis 18 Uhr.
Karla Menge / KM
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 219× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 983× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 645× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.133× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.021× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.