Tatort Friedhof
Buntmetalldiebe klauen immer wieder Buchstaben von Grabsteinen
Als Dagmar W. zum zehnten Todestag ihres Mannes sein Grab auf dem Friedhof Bergstraße besuchte, war sie schockiert: Fast alle Bronze-Buchstaben des Grabsteins waren gewaltsam entfernt worden. Die Steglitzerin, die ihren vollen Namen lieber nicht genannt haben möchte, ist nicht die Einzige, der das passiert ist. Immer wieder sind auf Friedhöfen Buntmetall-Diebe unterwegs.
„Wir müssen uns leider mit diesem Thema schon seit vielen Jahren beschäftigen“, sagt die für die Friedhöfe zuständige Stadträtin Maren Schellenberg. Betroffen seien alle Friedhöfe. Aber es werden nicht nur die Grabsteine beschädigt. Im vergangenen Jahr seien sogar sämtliche Wasserhähne aus Messing geklaut worden, informiert ein Mitarbeiter des Friedhofes Bergstraße.
Vor allem in der dunklen Jahreszeit würden die Diebe zuschlagen. Unternehmen könne man dagegen nicht viel. „Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Die Diebe sind überwiegend in der Dämmerung oder Dunkelheit aktiv und die Friedhöfe sind nachts nicht verschlossen“, teilt Schellenberg mit.
Der Friedhof Bergstraße hat zudem vier Eingänge. Die Diebe auf dem großen und unübersichtlichem Gelände auf frischer Tag zu erwischen, sei schwierig. Das bestätigt auch die Polizei. Dennoch sollte jeder Diebstahl zur Anzeige gebracht werden. Eine Zunahme von Diebstahlsdelikten konnte aus Sicht der Polizei nicht festgestellt werden, teilt Carsten Müller, stellvertretender Pressesprecher auf Nachfrage der Berliner Woche mit.
Die Polizei regt an, als präventive Maßnahme die Friedhöfe nachts zu verschließen. Die Kontrolle der Friedhöfe gehören zur „täglichen Dienstverrichtung der Polizei“, erklärt Müller. Konkrete polizeiliche Maßnahmen wollte er nicht nennen. „Das wäre kontraproduktiv.“
Frau W. hat sich in ihrer Empörung an die Berliner Woche gewandt, weil sie für dieses Thema sensibilisieren möchte. „Ich möchte die Friedhofsbesucher dazu anregen, aufmerksamer zu sein und eventuell auf verdächtige Personen zu achten.“
Die Friedhofsverwaltung empfiehlt, nicht wirklich Wertvolles auf den Gräbern zu verbauen. „Metall-Buchstaben oder Ähnliches aus Buntmetall reizt zum Diebstahl. Daher sollten Grabinschriften besser durch Gravieren des Grabsteins hergestellt werden“, teilt die Verwaltung mit.
Auch Dagmar W. wird die Inschrift auf dem Grabstein ihres Mannes jetzt gravieren lassen. Die Kosten seien um ein Vielfaches höher, als dass, was die Diebe für die paar Buchstaben bekämen, sagt sie.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.