Heilung an der frischen Luft
Das ehemalige Kreiskrankenhaus Groß Lichterfelde ist Denkmal des Monats Januar im Bezirk

Auf den verglasten Balkonen konnten die Patienten an der frischen Luft genesen.  | Foto: K. Rabe
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Die roten Backsteingebäude im Stil der Neorenaissance an der Straße Unter den Eichen sind heute noch ein Blickfang. Vor allem der imposante Turm fällt ins Auge. Das war auch schon zu Zeiten der Entstehung des Gebäudekomplexes so. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er als Krankenhaus für den Kreis Teltow errichtet.

Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung in den südwestlichen Berliner Vororten stark an. Dafür war die Krankenhausversorgung nicht ausreichend. Der Bau eines Krankenhauses wurde notwendig. Die Wahl des Standortes fiel auf Lichterfelde. Hier stand auf dem Gebiet der Domäne Dahlem ein Grundstück in idealer Lage zur Verfügung. Es lang an der wichtigsten Verbindungsstraße von Berlin nach Potsdam und darüber hinaus in der Nähe der Bahnlinie.

Für den Bau konnte Regierungsbaumeister Heino Schmieden gewonnen werden. Er zählte damals zu den führenden Krankenhausarchitekten in Deutschland. Bekannt wurde Schmieden aber auch durch den Bau des Kunstgewerbemuseums, heute Martin-Gropius-Bau. Auch hier arbeitete er mit Gropius zusammen.

Als das neue Kreiskrankenhaus Groß Lichterfelde am 26. Juni 1900 eröffnet wurde, hatte es 150 Betten. Es bestand anfangs aus einem zentralen Gebäude. Dieses Hauptgebäude beherbergte die Verwaltung und die „chirurgische Männer- und Frauenstation. Außerdem gab es einen Pavillon für „innerlich kranke Männer“, ein Isoliergebäude, das Direktorenwohnhaus und Nebengebäude wie Stallungen, Leichenhaus, Kesselhaus und Waschhaus.

Der markante Turm des Hauptgebäudes war schon von Weitem sichtbar, denn zwischen den Dörfern Steglitz und Zehlendorf fuhr man damals noch durch ländliches Gebiet. Hier gab es kaum Häuser an der Straße. Später siedelten sich hier weitere überregionale Einrichtungen wie der Botanische Garten, die ehemalige Königliche Materialprüfanstalt und das ehemalige Kaiserliche Gesundheitsamt an.

Von 1902 bis 1912 wurden auf dem Gelände weitere Pavillons für unterschiedliche Erkrankungen errichtet. Hinzu kamen Pavillons für Lungenkranke, für „innerlich kranke Frauen“, für Diphterie- und Infektionserkrankungen und auch für Pensionäre. Insgesamt befanden sich am Ende 19 Gebäude auf dem Gelände. Die Bettenzahl stieg auf 400.

Wichtiger Bestandteil für den Heilungsprozess waren die Aufenthaltsmöglichkeiten der Kranken an der frischen Luft. In den Pavillons wurden den Krankenzimmern Liegehallen in Loggien oder überdachte Balkone vorgelagert, die heute noch im überlieferten Pensionärspavillon erhalten sind. Eine Besonderheit war der Bau des Schwestern-Mutterhauses im Jahr 1904. Mit diesem Gebäude wurde auf den Mangel an ausgebildetem Personal reagiert. Bis zu 74 Schwestern konnten hier eine Ausbildung mit staatlichem Abschluss erlangen.

Das neue Krankenhaus galt zu seiner Zeit als besonders fortschrittlich. Das betraf sowohl die technische Ausrüstung mit elektrischem Licht, Dampfheizung, Warmwasser und Abwassersystem als auch die Ausstattung der medizinischen Räume. Sie waren nach dem neuesten Stand der Hygieneforschung eingerichtet.

1913 wurde das Krankenhaus nach dem ehemaligen Landrat Ernst Stubenrauch benannt. Stubenrauch machte sich für die Verbesserung der Infrastruktur im Landkreis Teltow stark und ging als „Vater des Teltowkanals“ in die Geschichte ein. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Stubenrauch-Krankenhaus als Lazarett der Waffen-SS genutzt. 1945 übernahmen die Amerikaner den Gebäudekomplex und richteten ihr zentrales Militärkrankenhaus ein. Die Nutzung der historischen Gebäude als Krankenhaus endete 1976 mit dem Neubau des American Army Hospitals an der heutigen Fabeckstraße 60-62. Von den einst 19 Gebäuden des historischen Krankenhauskomplexes sind heute nur noch vier erhalten: das Hauptgebäude mit Turm, das Schwestern-Mutterhaus, der Pavillon der Pensionäre und Teile des Kessel- und Waschhauses. Seit 1981 stehen diese unter Denkmalschutz.

Heute hat die Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) hier eine Zweigstelle für Wissenschaft und Forschung eingerichtet und die ehemaligen Krankenhausgebäude werden als Büro- und Laboratoriumsgebäude genutzt.

Auf den verglasten Balkonen konnten die Patienten an der frischen Luft genesen.  | Foto: K. Rabe
Markantes Zeichen des ehemaligen Stubenrauch-Krankenhauses ist der Turm des Hauptgebäudes. | Foto: K. Rabe
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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