Fahrgäste spüren Klimaanlage in BVG-Bussen kaum
An der Busseallee ist Detlef Daum vor Kurzem in einen Bus der Linie M48 Richtung Alexanderplatz eingestiegen. "Es war heiß, gefühlte 50 Grad." Fahrgäste haben sich stumm den Schweiß von der Stirn gewischt. In den modernen Bussen könne man kein Fenster mehr öffnen. Es gebe nur kleine Belüftungsschlitze, sagt der Zehlendorfer. Er hat den Eindruck, dass die Klimaanlage nicht eingeschaltet ist und fragt den Busfahrer. Der bestätigt ihm seine Vermutung. Auf seine Nachfrage erklärt der Busfahrer, er und seine Kollegen seien vom Unternehmen angewiesen, die Kühlung nicht einzuschalten, um Benzinkosten zu sparen. Im BVG-Kundenzentrum im Rathaus Steglitz erhält Detlef Daum dieselbe Auskunft. "Das Kundenzentrum selbst war allerdings sehr gut klimatisiert." Auch auf den Linien X11 und 118 erlebt er dasselbe. "Was machen Fahrgäste mit Kreislaufproblemen? Sollen die aussteigen?", fragt sich der BVG-Fahrgast.
"Ich will niemandem etwas unterstellen. Aber da wird eine falsche Behauptung in die Welt gesetzt", sagt BVG-Pressesprecher Klaus Wazlak. Kein Bus der Berliner Verkehrsbetriebe fahre unklimatisiert, abgesehen von den Fällen, in denen die Anlage aus technischen Gründen ausfalle. "Wenn wir zu wenig Ersatzbusse haben, dann fährt das defekte Fahrzeug weiter", erläutert der Pressesprecher des Unternehmens. Die Lüftung laufe aber immer.
"Die Klimaanlage im Bus ist eines unserer Komfort-Merkmale. Sonst könnten wir nicht mit dem Individualverkehr mithalten. Schon das kleinste Automodell ist heutzutage mit einer Klimaanlage ausgestattet", so Wazlak. Schließlich soll der öffentliche Nahverkehr attraktiv sein. Kosten würden durch ein Abschalten der Klimaanlagen ohnehin nicht eingespart.
Die BVG wolle nur keine Verhältnisse wie in den USA oder in Hongkong haben. "Dort kühlt man auf 18 Grad herunter", sagt der Unternehmenssprecher. Die Erkältungsgefahr sei groß. Die Klimaanlagen in den Berliner Bussen hingegen senken die Innenraumtemperatur gegenüber der Außentemperatur nur um drei bis vier Grad ab. "Das ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen am gesündesten." Von der "angenehmen Kühlung" merke man allerdings nicht viel in Bussen, die häufig anhalten, wie es auf Strecken im Innenstadtbereich der Fall sei, räumt Klaus Wazlak ein. Durch den wiederholten Ein- und Ausstieg von Fahrgästen gelange zu viel Wärme und Feuchtigkeit in den Bus, was die Kühlaggregate nicht ausgleichen könnten.
Ein Selbstversuch auf der Linie 101 Richtung Zehlendorf, Haltestelle Sachtlebenstraße: Beim Einstieg an der Charlottenburger Mommsenstraße spürt man ein leichtes Säuseln der Luft.
Die Temperatur im Bus scheint unter der auf der Straße zu liegen. Aber nach wenigen Minuten und weiteren Halten verflüchtigt sich dieser Eindruck.
Im Wageninneren steht die Luft. Es ist stickig. Ausstieg am Botanischen Garten: Man ist froh, den Bus verlassen zu dürfen.
Draußen ist es fühlbar angenehmer. Vielleicht würde ja tatsächlich das Absenken der Temperatur angenehme Abhilfe schaffen.
(* Name geändert)
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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