100 Jahre Groß-Berlin: Landgemeinde wollte selbstständig bleiben
Friedenau wollte nicht zu Steglitz

Eigentlich sollte auch Friedenau zu Steglitz gehören. Das hatte der Eingemeindeausschuss so vorgesehen. Aber Friedenau wollte nie zu Steglitz gehören.

Wenn schon Eingemeindung, dann kam für die kleine Vorortgemeinde nur Schöneberg oder Wilmersdorf in Frage, ist im Archiv des Bezirks Tempelhof-Schöneberg zu lesen. Weil auch hier Einwohner und Politik geteilter Meinung waren, sollte eine Abstimmung bei der Entscheidung helfen. Am 12. Oktober 1919 wurde dann abgestimmt, aber auch sie brachte keine Klarheit: 12 579 Wähler stimmten für Schöneberg, 13 412 für Wilmersdorf, 558 für Steglitz. Fast 4000 Stimmzettel waren ungültig. Sie waren mit Namen von Verstorbenen oder Verzogenen unterzeichnet oder enthielten unerlaubte Bemerkungen wie „ich will da sein, wo es mehr zu essen gibt…“ Ein ewiges Hin-und-Her-Geschubse zwischen Steglitz, Wilmersdorf und Schöneberg in den folgenden Monaten endete in Demonstrationen, auf denen die Friedenauer den Erhalt ihrer Selbstständigkeit forderten. Doch am Ende kam es doch zur Vereinigung mit einer Landgemeinde. Am 27. April 1920 wurde Friedenau dem 11. Verwaltungsbezirk – also Schöneberg – zugeschlagen.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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