Monica Gruber präsentiert zum letzten Mal die "Lettere damore"
"Mir hat der intime Rahmen des kleinen Theaters sehr gefallen", resümiert sie. Auch wenn es mitunter schwierig war, sich von der großen Bühne auf den kleinen Raum umzustellen. Denn mit ihrer szenischen Lesung der Liebesbriefe des italienischen Dichters D Annunzio hatte sie auch Gastspiele auf großen Bühnen in Wien, München und Nürnberg. D Annunzio, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 150. Mal jährt, war nicht nur Dichter und italienischer Vaterlandsheld. Er hatte es auch als unersättlicher Frauenheld zu Berühmtheit gebracht. In der szenischen Lesung stellt Gruber bisher unveröffentlichte Liebesbriefe des Lyrikers vor.
Die Briefe richtete D Annunzio an eine seiner zahlreichen Geliebten. Er schrieb sie in den Jahren 1888 bis 1892. 1950 fielen sie der italienischen Schriftstellerin und Roman-Autorin Dacia Maraini in die Hände. Sie dramatisierte die Briefe zu einem Bühnenmonolog, der in Italien bereits erfolgreich aufgeführt wurde. Im Zimmertheater schlüpft die Schauspielerin in die Rolle der Tochter Mara, die nach dem Tod ihrer Mutter Liebesbriefe findet. Die Briefe sind an ihre Mutter gerichtet und in einer Sprache verfasst, die sehr barock und ungewohnt für die heutige Zeit ist. Anhand dieser geheimen Briefe an ihre verstorbene Mutter entdeckt Mara sich selbst.
Der "Tochter-Mutter-Dialog" entführt in den beklemmenden Alltag einer kleinbürgerlichen Familie Ende des 19. Jahrhunderts, aus dem die verstorbene Mutter auszubrechen versuchte. Der Bühnenmonolog macht nicht nur mit einem in Deutschland wenig bekannten Dichter bekannt, er verschafft auch einen Einblick in das Gefühlsleben einer Epoche.
Offenbar hat sie mit den Liebesbriefen den Nerv des Publikums getroffen. "Es ist für mich nach wie vor ein spannendes Projekt, und auch das Publikum bleibt die 70 Minuten lang am Ball, egal wo ich spiele", sagt die Schauspielerin.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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