Neue Ausstellung berichtet über jüdische Unternehmen

Auf Schautaufeln wird das Schicksal jüdischer Firmen im Bezirk zu Zeiten des Nationalsozialismus dargestellt. | Foto: K. Menge
2Bilder
  • Auf Schautaufeln wird das Schicksal jüdischer Firmen im Bezirk zu Zeiten des Nationalsozialismus dargestellt.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Steglitz. "Verraten und Verkauft" heißt die neue Ausstellung, die seit dem 28. November in der Schwartzschen Villa zu sehen ist. Dargestellt wird die Unternehmensgeschichte jüdischer Unternehmen, die im Bezirk ansässig waren und wie deren Alltag während NS-Pogrome aussah.

Ausgangspunkt für die Ausstellung ist die Schau "Jüdische Unternehmen in Berlin 1933-1945". Bei der Beschäftigung mit der Ausstellung fiel Kulturamtsleiterin Doris Fürstenberg auf, dass keine Unternehmen aus Steglitz-Zehlendorf dabei waren. Dieses Defizit wurde durch eigene Recherchen ausgeräumt. Heike Stange, Mitarbeiterin des Kulturamtes, befasste sich eingehend mit zwei Familienunternehmen, die in der Schloßstraße und am heutigen Teltower Damm ihre Geschäfte hatten und die von den Pogromen betroffen waren: Das Schuhhaus Münzer in der Schlossstraße 98 Ecke Kieler Straße und die Norddeutsche Hut-Compagnie Leopold Levy, die Herrenkleidung und Accessoires anboten, am Teltower Damm 15/17. Im Fokus stehen die Geschichte der Firmen und ihrer jüdischen Eigentümer in der NS-Zeit und ihre Überlebensstrategien in der Zeit des Nationalsozialismus. Beide Unternehmen verbanden Gemeinsamkeiten: Es waren Familienbetriebe, die Familienmitglieder gehörten der jüdischen Gemeinde an und beiden Familien gelang die Flucht aus NS-Deutschland in die Emigration. Auf großen Schautafeln werden Geschichte und das Schicksal der Familien mit Fotos dokumentiert. In Vitrinen erzählen ausgewählte Dokumente und Objekte verschiedene Aspekte weiterer Firmen. Inserate im Steglitzer Anzeiger von 1938 machen die Verdrängung jüdischer Unternehmen aus dem Wirtschaftsleben deutlich. Sie erinnern an die Parfümerie Scherck und das Kaufhaus Feidt und daran, dass die Firmen in unmittelbarer Nachbarschaft existierten. Kulturstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) erinnert bei der Eröffnung der Ausstellung daran, dass hier ein Kapitel deutscher Geschichte dargestellt werde, das vielen Menschen unangenehm sei. Denn Täter und Opfer sind sich zum Teil sehr nahe gekommen. Nachbarn und andere Geschäftsleute haben miterlebt, welchen Repressalien die jüdischen Familienunternehmen ausgesetzt waren. Die Massenausschreitungen gegen jüdische Geschäftsleute haben auch auf der Schloßstraße stattgefunden. "Schaufenster sind zerschlagen und Läden von Passanten und Anwohnern geplündert worden", erklärte die Stadträtin. Dieses Thema wieder in den Mittelpunkt zu rücken, sei wichtig. "Denn Aufklärung ist weiter notwendig."

Die Ausstellung ist bis zum 10. Februar in der Galerie der Schwartzschen Villa, Grunewaldstraße 55, Di-So 10-18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos zum Rahmenprogramm mit Lesungen und Vorträgen unter 902 99 23 02 oder auf www.kultur-steglitz-zehlendorf.de
Karla Menge / KM
Auf Schautaufeln wird das Schicksal jüdischer Firmen im Bezirk zu Zeiten des Nationalsozialismus dargestellt. | Foto: K. Menge
Auf Schautaufeln wird das Schicksal jüdischer Firmen im Bezirk während der NS-Zeit dargestellt. | Foto: K. Menge
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 841× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.110× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 1.092× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.436× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.