Projekt soll Mädchen fürs Handwerk interessieren
Der Anteil von weiblichen Auszubildenden und Fachkräften in Handwerksberufen ist deutlich geringer als der von männlichen. Bereits heute ist ein Fachkräftemangel in vielen Bereichen des Handwerks erkennbar. Hier setzte das UFH-Projekt an und hat neun Mädchen der Kopernikus-Oberschule ein dreiwöchiges Betriebspraktikum in einem Handwerksbetrieb ermöglicht. Die Mädchen sollten einen Einblick in das Handwerk bekommen und das Interesse für einen handwerklichen Beruf geweckt werden. Damit sollten auch mit dem längst überholten Vorurteil aufgeräumt werden, Handwerksberufe seien eine Männerdomäne. Santana, Suzan, Katharina haben drei Wochen lang in Berufe wie Tischlerin, Mechantronikerin, Malerin, Floristin oder Zahntechnikerin geschnuppert und unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Einig waren sich alle: Es waren interessante und lehrreiche Wochen.
Bisher wussten die Mädchen kaum etwas darüber, was Handwerk ist und wie der Alltag in einem handwerklichen Beruf funktioniert. "Es gibt darüber wenig anschauliche Beispiele. Deshalb haben wir dieses Projekt initiiert", sagt Beate Roll, 1. Vorsitzende des Arbeitskreises.
Katharina absolvierte ihr Praktikum in einer Tischlerei. Die 14-Jährige kommt aus einer Tischlerfamilie und hat schon einige Erfahrungen mit diesem Handwerk gemacht. Das macht sich offenbar im Praktikumseinsatz bemerkbar: Sie hat sofort eine Ausbildung angeboten bekommen. Ob sie sich allerdings nach der Schule dafür entscheidet, weiß sie jetzt noch nicht. Aber ihren Geschlechtsgenossinnen empfiehlt sie, "im Betriebspraktikum etwas im Handwerk zu machen".
Neben Katharina gab es noch zwei weitere Mädchen, die während ihres Praktikums so viel Geschick, Interesse und auch Zuverlässigkeit zeigten, dass sie quasi einen Ausbildungsvertrag schon in der Tasche haben. Nora zum Beispiel war drei Wochen in einem Zahntechniklabor im Einsatz. Die 14-Jährige hatte sich für dieses Praktikum entschieden, weil sie gern Feinarbeiten macht. Doch sie hat auch die negativen Seiten des Berufs kennengelernt. "Es hat Spaß gemacht, aber es ist auch ein dreckiger Beruf", schätzte sie anschließend ein.
Bis zum Beginn ihrer Ausbildung haben die Neunklässlerinnen noch Zeit. Sie konnten schon einmal über den Tellerrand schauen und sich in dem ausgewählten Beruf ausprobieren. "Das ist eine gute Möglichkeit, in die reale Berufswelt einzutauchen und eigene Erfahrungen zu machen", lobt Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) das Projekt. Somit könne vermieden werden, dass viele junge Leute ihre Ausbildung abbrechen, weil sie doch nicht den Erwartungen entspricht.
Mit dem Projektende soll aber nicht etwa Schluss sein. "2014 wollen wir einen nächsten Durchlauf starten", sagt Beate Roll.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
Kommentare