Schiedsleute wie Siegrid Nordhausen entlasten Gerichte

Siegrid Nordhausen ist eine von sieben Schiedspersonen im Bezirk. | Foto: M Schmidt
  • Siegrid Nordhausen ist eine von sieben Schiedspersonen im Bezirk.
  • Foto: M Schmidt
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Steglitz-Zehlendorf. Nachbarschaftsstreit oder Beleidigungen brauchen nicht immer vor dem Amtsgericht zu landen. Sieben öffentlich bestellte Schiedsleute im Bezirk können Konflikte einfacher und billiger beilegen.

Der Anlass für den Gang vor Gericht ist schneller gefunden als ein Weg zur Versöhnung. Ob hinüberwachsende Äste, ein böses Wort vor der Tür oder eine zerbrochene Glasscheibe - wer damit zum Anwalt geht, findet seinen "Fall" schnell vor dem Amtsgericht wieder. Seit 1827 gibt es in Berlin das Schiedsamt, das Streitigkeiten ohne großen Aufwand lösen soll und als "Friedensrichter" nach der französischen Revolution über das Rheinland nach Preußen kam. Siegrid Nordhausen ist eine von sieben Schiedspersonen, darunter drei Frauen, im Bezirk. Sie wurde die 2006 auf das Ehrenamt aufmerksam und ist für Dahlem zuständig. Ihrer Wahl und feierlichen Vereidigung ging ein Bewerbungsverfahren beim Ausschuss für Bildung, Kultur und Bürgerdienste voraus. Die 58-jährige Juristin setzte sich gegen etwa zehn Kandidaten für das fünfjährige Schiedsamt durch. An Bewerbern mangele es nicht, sagt Kristian Heide, Leiter für Bürgerämter. Unter den rund 30 Kandidaten für die beiden Schiedsamtskreise 6 und 7 seien "echt interessante Leute gewesen wie pensionierte SFB-Abteilungsleiter, Studienräte, Zahnärzte, Staatsanwälte, Physiker, Elektroingenieure und sogar ein Ex-Botschafter." Juristen brauchen sie Heide zufolge nicht zu sein. Sie müssten nur Bedingungen erfüllen wie im Bezirk zu wohnen, zwischen 30 und 70 Jahren alt und weder verrückt noch vorbestraft zu sein.

Für Siegrid Nordhausen ist das Schiedsamt ihrem Beruf verwandt. Die Juristin mit erstem Examen ist auch als Mediatorin und Couch tätig. Die wichtigste Aufgabe sei es, zuzuhören, sagt sie. Manche ihrer Fälle trügen Polizei oder Bezirksamt an sie heran. Recht spreche sie nicht, doch: "Ich sehe Sinn darin, unterschiedlichen Menschen mit Empathie zu begegnen." Die meisten Klienten seien Wohnungseigentümer.

Manchmal nehme sie Aufgaben wahr, die eher Gesprächstherapie als Schlichtung ähnelten: "Bei mir redeten Menschen schon zum ersten Mal nicht über den anderen, sondern miteinander." Von jeder Sitzung würde ein Protokoll erstellt. "Die Gebühren - 25 bis 40 Euro - sind ein Witz", sagt Nordhausen. Man sollte über eine Gebührenanhebung nachdenken.

Das Bezirksamt betreut nach Heides Angaben die Schiedspersonen lediglich organisatorisch, etwa durch Zahlung von Aufwandsentschädigung oder indem es ihnen einen Dienstraum stelle. Für zwei vakante Schiedsbezirke würden bereits wieder Bewerber gesucht. Der von den Bezirksämtern berechnete Jahresumsatz an Gebühren bei den 77 Schiedsämtern in Berlin ist indes bescheiden. 2011 nahmen die Bezirke laut Amtsblatt der Justizverwaltung knapp 1817 Euro ein, davon 152,50 Euro in Steglitz-Zehlendorf.

Martinus Schmidt / mst
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 314× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 442× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 165× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 301× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.