Steglitz-Zehlendorf ist Vorreiter bei der Inklusion
Bereits seit dem Schuljahr 2010/11 nehmen sieben Grundschulen aus fast jedem Ortsteil von Steglitz-Zehlendorf an dem Schulversuch ISI (Inklusive Schule in Steglitz-Zehlendorf) teil. Seit Beginn dieses Schuljahres werden sie durch das neu gegründete Beratungs- und Unterstützungszentrum (BUZ) unterstützt. Das Team rund um die kommissarischen Leiterinnen Marion Thiel-Blankenburg und Andrea Kahnt von der Paul-Braune-Schule in Lichterfelde berät Schulen und Lehrkräfte beim Aufbau von inklusiven Strukturen. Es ist aber auch Ansprechpartner der Eltern.
"Im vergangenen Schuljahr waren in Berlin erstmals mehr Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im gemeinsamen Unterricht als in der Förderschule", erklärt Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Die Integrationsquote betrug 52,1 Prozent. "Damit erweisen sich Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt perspektivisch als Auslaufmodell. Solange sie von Eltern behinderter Kinder aber nachgefragt werden, bleiben sie erhalten", sagt Marion Thiel-Blankenburg, Schulleiterin der Paul-Braune-Schule.
Einen gemeinsamen Unterricht für behinderte und nicht behinderte Kinder gibt es bereits seit Anfang der 80er-Jahre. Im Einzelfall und je nach Förderbedarf werden dabei behinderte Kinder unterstützt. Allerdings werde dabei der Behinderungsgrad eines Kindes analysiert, was zur Stigmatisierung der Kinder führen kann, erklärt Thiel-Blankenburg.
Inklusion hingegen ist ein anderer pädagogischer Ansatz. Er geht von der Wertschätzung und Anerkennung der Vielfalt aller Kinder und Jugendlichen aus. Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen Verb "includere" ("beinhalten, einschließen") und steht in der UN-Behindertenrechtskonvention. Deren Umsetzung verlangt, allen Kindern das gleiche Recht auf Bildung, Diskriminierungsschutz, Teilhabe und Chancengleichheit im gemeinsamen Unterricht zu gewähren. In Schulen, die bereits inklusiv arbeiten, gibt es zum Beispiel keine Statusdiagnostik in den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten "Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache (LES)". Barrieren werden beseitigt, Lernzugänge unter Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse geschaffen.
Das erfordert nicht nur ein Umdenken, sondern auch materielle und personelle Voraussetzungen, die nicht zum Nulltarif zu haben, wie Berlins Bildungssenatorin betont. So haben die Initiatoren in Steglitz-Zehlendorf bereits 2012 ein Netzwerk zur Unterstützung der inklusiven Pädagogik und Erziehung gegründet, aus dem auch ein schulübergreifender Förderverein hervorgegangen ist. Das aus rund 40 Partnern bestehende Netzwerk hat bisher zwei Gesundheitsprojekte an den Schulen finanzieren können.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
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