Strick-Guerillas sind auch in Steglitz unterwegs
Der Rotdorn vor der Schützenstraße 25 war bis zum Frühjahr auch ohne bunte Wolle eine Augenweide. "Der Baum hatte so üppig und wunderbar geblüht", schwärmt Regina Gensch. Die Anwohnerin kann den Baum aus ihrem Fenster sehen. Dann wurde der Rotdorn radikal beschnitten. Er habe hässlich ausgesehen. Darüber ärgerte sich die Seniorin so sehr, dass ihre Freundinnen sich etwas überlegten. Sie griffen tief in ihre Kisten mit Wollresten und ließen die Stricknadeln klappern. Entstanden ist ein hübsches und farbenfrohes Strickkleid. Anlässlich des 70. Geburtstages von Regina Gensch wurde der Baumstamm damit geschmückt. Seitdem erfreut sich nicht nur die Jubilarin daran. "Viele Leute bleiben stehen und vor allem Kinder freuen sich über den Baum im Strickpullover", sagt sie.
"Strick-Graffiti" oder "Guerilla-Knitting" ist ein Trend, der 2005 in den USA seinen Anfang nahm. In Houston/Texas wurden Fahrräder, dann Bänke, Laternen und schließlich auch Bäume eingestrickt. In Neukirchen-Vluyn (NRW) zum Beispiel schlug die "Strick-Guerilla" vergangenes Jahr in großem Stil zu: Elf Frauen haben einer hässlichen Hausfassade ein farbiges Gesicht verpasst. 1,5 Tonnen Wolle wurden verstrickt und zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk zusammengesetzt. In Berlin sind schon hässliche Beton-Poller betrickt oder graue Mauern mit Woll-Graffiti aufgehübscht worden. Nach Meinung von Regina Gensch könnten viele Stellen im Bezirk solche hübschen und originellen Farbtupfer brauchen, um den Kiez ein bisschen bunter zu machen.
Für Farbtupfer haben Regina Gensch und ihr Mann übrigens in den vergangenen Jahren immer zur Weihnachtszeit gesorgt. Mit tausenden bunten Lämpchen, Sternen und Weihnachtsfiguren machten sie ihr Haus in der Schützenstraße zu einer kleinen Attraktion in der Vorweihnachtszeit.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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