Antiquariat und Café Morgenstern ist zum Treff im Kiez geworden
Steglitz. In dem schweren Ledersessel, umgeben von hunderten Büchern, verbringt Hannelore Hahn gern ihre Zeit. Für die Seniorin ist das „Morgenstern“ zu einem Lieblingsort im Kiez geworden. Vor fünf Jahren wurde das Antiquariat und Café an der Schützenstraße eröffnet und hat sich hier inzwischen etabliert.
„Ich finde hier so viele Schätze“, schwärmt Hannelore Hahn. Sie wohnt in der Nähe und ist begeistert von dem umfangreichen Angebot, das rund 20 000 Bücher umfasst. Hier wird sie immer fündig. Das Beste daran sei, dass sie sich die Bücher trotz ihrer kleinen Rente auch leisten kann. Denn sie kosten in der Regel zwischen zwei und fünf Euro.
„Wir können die Bücher für wenig Geld verkaufen, denn der gesamte Bestand stammt aus Bücherspenden“, erklärt Jens Kapp. Er ist einer von zwei Geschäftsführern der Sinne Werk gGmbH, die das Morgenstern betreibt. An der Schützenstraße, unweit von der trubeligen Schloßstraße, hat die gemeinnützige Gesellschaft vor fünf Jahren ihren zweiten Verkaufsstandort eröffnet. Der erste Standort befindet sich in der Frankfurter Allee in Friedrichshain. „Wir sind ein Integrationsbetrieb für Menschen mit Behinderung. Wir haben insgesamt 26 festangestellt Mitarbeiter, zwölf davon haben eine Behinderung und haben bei uns eine feste Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden“, erläutert Kapp.
Das Morgenstern ist auch ein Kultur-Ort im Kiez. Neben regelmäßigen Lesungen, die oft auch von Autoren aus dem Kiez bestritten werden, stehen Ausstellungen und Konzerte auf dem Programm. Zudem ist das Morgenstern ein gemütlicher Treffpunkt für Literaturliebhaber. Alle zwei bis drei Monate trifft man sich dort zum Literatur-Quiz. Am letzten Montag im Monat findet sich ein Lesekreis zusammen, um über ein bestimmtes Werk zu diskutieren. Der nächste Treff des Lesekreises ist wegen der Feiertage zum Jahreswechsel ausnahmsweise am 2. Januar. Es steht der Roman „Eine persönliche Erfahrung“ von Kenzaburo Oe zur Debatte. Wer das Buch gelesen hat, kann sich gern anschließen.
Die Kunden kommen aber auch gern her, um in den Regalen nach neuem „Lesefutter“ zu stöbern, anschließend darin zu schmökern und dazu gemütlich einen Kaffee zu trinken. Für Nachschub wird übrigens fast täglich gesorgt. „Wir bekommen jeden Tag neue Spenden. Pro Woche sind es etwa 60 Bücherkisten, die wir dann sortieren und sondieren, bevor sie in die Regale kommen“, sagt Heiko Astalosch. Er leitet das Steglitzer Antiquariat und Café. „Wir nehmen alles, außer Telefonbücher.“ Nur wenn die Feuchtigkeit in den Büchern steckt und sie muffig riechen, werden sie nicht angenommen. „Das überträgt sich schnell auf die anderen Bücher“, erklärt er.
Neben einem umfangreichen belletristischen Angebot gibt es Fachbücher der Bereiche Kunst, Medizin, Geistes-, Sport- und Naturwissenschaften, aber auch Kochbücher, Kinderbücher Comics, DVDs, Schallplatten und Spiele. Alles für kleines Geld. Vorbeischauen und stöbern lohnt sich also. KaR
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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