Zeit und Aufmerksamkeit schenken
Der Verein Lupine Mentoring hilft geflüchteten Kindern, Berlins Kultur zu entdecken
Der gemeinnützige Verein Lupine Mentoring vermittelt seit 2017 Tandem-Partnerschaften zwischen Menschen aus dem Bezirk und geflüchteten Kindern, die mit ihren Eltern im Bezirk leben. Jetzt hat der Verein ein eigenes Büro in der Schloßstraße bezogen.
In den Räumlichkeiten im Dachgeschoss des Hauses Schloßstraße 48 A werden künftig neue Programme organisiert, Schulungen der ehrenamtlichen Mentoren angeboten und auch mit kleinen Kindergruppen gearbeitet. Ziel ist es, Kinder aus geflüchteten Familien in einem 1:1 Mentoring zu begleiten. Die Kinder kommen aus dem Irak, dem Iran, Syrien, Afghanistan und Mazedonien und haben mit ihren Familien in Zehlendorf und Lichterfelde ein neues Zuhause in eigenen Wohnungen gefunden. Mit dem Mentoring-Projekt will der Verein Begegnungen und Austausch mit den neuen Nachbarn fördern. Die Mentoren schenken über den Zeitraum eines Schuljahres jeweils einem Kind einmal in der Woche Zeit und Aufmerksamkeit für gemeinsame Unternehmungen. „Dabei stehen vor allem kreative und künstlerische Angebote im Mittelpunkt unserer Aktivitäten“, sagt Angela Grünert, Leiterin und Gründerin des Vereins. Grünert war selbst als Mentorin in einem anderen Verein tätig und durfte das Konzept übernehmen. Der künstlerische und kulturelle Schwerpunkt ist aber ein Alleinstellungsmerkmal für den Verein Lupine. „Wir möchten den Kindern Zugang zu vielfältigen Ausdrucksformen ermöglichen, ihre Gestaltungsfähigkeit schulen und ihr Selbstbewusstsein stärken“, erklärt sie.
Einmal im Monat kommen alle Tandems für ein gemeinsames Programm zusammen. Dabei werden sie von Kulturschaffenden und Kunstpädagogen unterstützt. „Wir ermöglichen Wochenend-Workshops unter anderem mit Museumspädagogen, Theaterpädagogen, Kostüm- und Maskenbildnern, die gemeinsam mit den Kinder zu einem Thema arbeiten. Das Ergebnis ist eine große Präsentation, bei der die Kinder auf der Bühne stehen.“ Das letzte Projekt befasste sich mit dem Thema Kinderrechte. Eine Puppenspielerin bastelte mit den Kindern Puppen aus alten Socken. Die Kinder gaben ihren Puppen eine eigene Persönlichkeit und erarbeiteten ein Stück, das sie vor anderen Kindern aufführten.
Doch auch kleine gemeinsame Erlebnisse sind wichtig, damit sich die Kinder in ihrer neuen Heimat schnell einleben können. Heinz Haberland und seine Frau Doris Goniwiecha-Haberland sind im aktuellen Durchgang dabei und betreuen als Mentoren seit September vergangenen Jahres zwei Geschwisterkinder aus einer syrischen Familie. „Wir erkunden unter anderem die Spielplätze in der Umgebung und besuchen verschiedene Freizeit- und Kultureinrichtungen“, sagt Heinz Haberland. Die beiden Kinder, die erst seit knapp einem Jahr in Deutschland sind, lernen bei den gemeinsamen Unternehmungen auch die deutsche Sprache schneller. „Wir haben auch einen guten Kontakt zu den Eltern und den anderen Geschwistern“, erzählt Haberland. Bei einem gemeinsamen Essen, zu dem die syrische Familie eingeladen hatte, erhielten sie auch einen Einblick in die andere Kultur.
Am Schuljahresende endet das Mentoring mit einem Abschlussfest. Das bedeutet zwar den Abschied vom Programm und seinen Angeboten, aber meist bleibt eine freundschaftliche Verbundenheit und ein gutes Miteinander mit den neuen Nachbarn.
Im September beginnt ein neuer Mentoring-Durchgang. Mehr Informationen dazu auf www.lupine-mentoring.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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