Ein Jahr Willkommensbündnis: Zahl der Helfer verdreichfacht
Aus den 300 bereitwilligen Unterstützern sind inzwischen fast 900 Personen geworden, die das Bündnis unterstützen möchten. Mehr als 200 davon sind ehrenamtlich aktiv. Sie erteilen beispielsweise Flüchtlingen Deutschunterricht, begleiten die Menschen bei Behördengängen, sind als Dolmetscher für 14 verschiedene Sprachen behilflich oder organisieren gemeinsame Freizeitaktivitäten. Aktuell bieten 50 Ärzte und Psychologen den Flüchtlingen ihre fachliche Hilfe an.
"Wenn es um Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf geht, ist das Willkommensbündnis zum wichtigen Ansprechpartner geworden", sagt Günther Schulze, Mitinitiator des Bündnisses. Rund 4000 Mails mit Anfragen, Spendenangeboten, konkreten Hilfen, Kooperationswünschen und mehr seien bearbeitet worden. Dazu kämen unzählige Telefonate und Gespräche, so Schulze. Inzwischen ist das Bündnis auch ein gefragter Gesprächspartner für andere Initiativen und Akteure. "Wir waren auf mehr als 40 Informationsveranstaltungen vertreten und sind mittlerweile mit rund 60 Initiativen und Akteuren in der Flüchtlingsdebatte vernetzt."
Das große Interesse an der Arbeit des Bündnisses ließe sich auch an den Besuchen der Homepage messen. Seit der Freischaltung im Dezember 2014 ist die Seite bisher über 23 000 Mal angeklickt worden. "Gegenwärtig erreicht die Seite zirka 400 Klicks pro Tag", erklärt Schulze und freut sich über den großen Zuspruch.
Angesichts der noch zu erwartenden Flüchtlinge auch im Bezirk ist das Engagement der Bürger weiter gefragt. Zwar konnten die Ende Dezember eröffneten Notunterkünfte in Sporthallen Ende April aufgelöst werden. Doch zu den Flüchtlingen, die in den beiden Unterkünften Klingsorstraße und Goerzallee leben, werden im Laufe des Jahres 640 Asylsuchende dazu kommen. Sie werden in den beiden Containerdörfern untergebracht, die am Ostpreußendamm und an der Potsdamer Chaussee entstehen.
"Wir gehen davon aus, dass etwa die Hälfte dieser Menschen hier bleiben wird", sagt Schulze. Aus diesem Grund solle die Willkommenskultur weiterentwickelt und eine Form von Anerkennungskultur geschaffen werden, erläutert Schulze. "Wir wollen direkte Kontakte in Form von Patenschaften ausbauen und das ehrenamtliche Engagement verfeinern." Schulze könnte sich etwa vorstellen, dass Schutz suchende Menschen auch von Privatpersonen in deren Wohnungen aufgenommen werden oder Arbeitgeber Ausbildungsplätze und Jobs zur Verfügung stellen. Nur so könne Integration und Inklusion funktionieren. Schulze: "Flüchtlinge sind keine anonyme Masse. Jeder ist ein Individuum mit einer eigenen Geschichte."
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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