Gunter Demnig verlegt Stolpersteine an sechs Standorten in Steglitz

Vor der Schützenstraße 53 wurden insgesamt neun Stolpersteine verlegt. | Foto: K. Rabe
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Steglitz. Am Sonnabend, 12. November, hat der Kölner Künstler und Initiator der Aktion Stolpersteine, Gunter Demnig, viel zu tun gehabt. Gleich an sechs Standorten in Steglitz-Nord hat er an dem Tag mehrere Gedenksteine in den Bürgersteig verlegen.

Die Steine wurden von verschiedenen Personen initiiert. Vor dem ehemaligen Blindenheim in der Wrangelstraße 6-7 sorgten Angehörige dafür, dass an Louis Friedländer und weitere Bewohner der „Jüdischen Blindenanstalt“ erinnert wird.

Rund 40 jüdische Menschen lebten und arbeiteten in dieser Einrichtung, bis das Haus 1941 von der Gestapo geräumt wurde. Im September 1942 wurden Louis Friedländer und weitere 25 ehemalige Bewohner der Wrangelstraße nach Theresienstadt deportiert.

Ebenfalls Angehörige stifteten den Stein für Hildegard Blanckenborn. Die junge Mutter lebte in der Leydenallee 66. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes verlor sie ihr früheres sonniges Wesen. Apathisch und voller Angstzustände verließ sie ihre Wohnung nicht mehr und hörte Stimmen. 1928 begann für die 26-Jährige ein Leben in der Psychiatrie. Im Juli 1940 wurde sie nach Brandenburg an der Havel gebracht und im Rahmen der „Aktion T 4“, getötet. Innerhalb dieser Aktion wurden systematisch mehr als 70 000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderung ermordet.

Vor dem Haus Schützenstraße 53 ließ Demnig neun Stolpersteine in das Gehwegpflaster ein. Sie erinnern an die Familien Stenschewski und Zwillenberg sowie an John Josef Goldschmidt. Alle wurden deportiert und ermordet beziehungsweise für tot erklärt. Für die Erinnerungssteine hatten Anwohner die Patenschaft übernommen.

Weitere Stolpersteine wurden in der Düppelstraße 32 verlegt. An der Ecke Kielerstraße lebte Dorothea Badrian. Im März 1942 wurde sie nach Piaski deportiert. In der Mansarde des Hauses wohnte die Fotografin Elly Lisser. In ihrem Atelier in der heutigen Bundesallee 26 portraitierte sie Schauspieler und Künstler. Im März 1943 wurde sie nach Auschwitz zwangsverschickt.

Weitere Stolpersteine wurden vor der Gritznerstraße 78 und im Munsterdamm 24 verlegt. In der Gritznerstraße wird mit dem Stein an den Arzt und Sexualforscher Felix Abraham erinnert, im Munsterdamm ist der Stein dem Bankangestellten Siegfried Sternweiler gewidmet. Beide nahmen sich aus Verzweiflung über die Repressalien durch die Nationalsozialisten das Leben. KaR

Die Stolpersteinverlegung wurde vom Netzwerk Erinnerungskultur des evangelischen Kirchenkreises Steglitz organisiert. Kontakt über Pfarrerin Katrin Rudolph,  79 47 06 27 und E-Mail: rudolph@markus-gemeinde.de.
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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