Heimat ist auch, Solidarität zu erfahren

Ein Grieche in Berlin: Für Georgios Bakalios ist Berlin seine Heimat geworden. | Foto: K. Menge
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Steglitz. „Ich bin der Grieche in Berlin“, sagt Georgios Bakalios und als solcher würde er auch von seinen Landsleuten und Freunden bezeichnet. Der 77-Jährige engagiert sich seit Jahrzehnten für den Deutsch-Griechischen Dialog und die Gestaltung des interkulturellen Zusammenlebens in Berlin. Schon lange ist Berlin sein Zuhause geworden.

Auf die Frage nach seiner Heimat, zögert Georgios Bakalios nicht lange: „Meine Heimat ist Berlin.“ Und so richtig zu Hause fühle er sich in Steglitz, obwohl er in Mariendorf wohnt. In Steglitz engagiert er sich seit Jahrzehnten in Sachen Integration. Er war dabei, als sich 1987 in der Mittelstraße der Griechisch-Deutsche Förderverein gründete und wurde dessen erster Vorsitzender. Seit 25 Jahren ist Bakalios im Vorstand des Vereins aktiv. Seit zehn Jahren arbeitet er auch im Vorstand des Fördervereins Seniorenfreizeitstätte Selerweg mit und vermittelt zwischen den Kulturen. Sein Leitgedanke: „Integration muss in den Köpfen und Herzen der Menschen stattfinden. Und das kann nur durch menschliche Begegnungen und das Kennenlernen der anderen Kultur erreicht werden. Denn nur dann werden Vorurteile abgebaut.“

Als Georgios Bakalios 1964 nach Deutschland kam, hatte er ganz andere Pläne. Er wollte Geld verdienen und später Medizin studieren. Dazu hatte er in Griechenland nicht die Möglichkeit. Doch in Deutschland Fuß zu fassen und einen Studienplatz zu bekommen, war nicht einfach.

Als sich die Möglichkeit zu einer pädagogischen Ausbildung zum Sozialbetreuer bot, griff er zu. Ab 1966 war er im Auftrag des Diakonischen Werkes der evangelischen Kirche in Steglitz für die Betreuung griechischer Arbeitnehmer und ihrer Familien zuständig. „Ich kümmerte mich um die Belange der griechischen Zuwanderer und stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite“, erzählt Bakalios. Dazu gehörte auch, Visa für die DDR-Durchreise griechischer „Gastarbeiter“ nach Westberlin zu beantragen. 1970 wurde er während einer Dienstreise nach Ostberlin von der Stasi verhaftet. „Ich wurde der Spionage für den griechischen Geheimdienst beschuldigt“, erzählt er. Dabei hätte er sich niemals einer Partei oder politischen Organisation untergeordnet.

Bis 1976 saß Bakalios in Bautzen, dann wurde er von der Bundesregierung freigekauft. „Während meiner Haftzeit habe ich große Solidarität und Hilfe erfahren – von Deutschen“, erinnert er sich. Auch das hätte sein Heimatgefühl zu Deutschland verstärkt. In all den Jahren im Gefängnis hatte er keinen Besuch von der griechischen Vertretung. Er fühlte sich von seinem Heimatland im Stich gelassen. 1979 wurde Bakalios deutscher Staatsbürger.

Sochos im Norden Griechenlands ist für ihn nur noch der Ort, in dem er geboren wurde.

Dennoch ist er seiner Geburtsstadt weiterhin verbunden. Schon allein deshalb, weil es einen regen partnerschaftlichen Austausch zwischen Sochos und Steglitz-Zehlendorf gibt. Auf seine Initiative wurde 1987 eine Städtepartnerschaft gegründet. Wenn er jedoch länger in Griechenland ist, bekommt er nach drei Wochen Sehnsucht nach Berlin. „Hier ist mein Zuhause, hier fühle ich mich angekommen“, sagt er.

Für seine Arbeit ist Bakalios bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz und am 31. August dieses Jahres die Berliner Ehrennadel für besonderes soziales Engagement.

Auch das ist etwas, was ihn heimisch werden lässt und ihm ein Heimatgefühl vermittelt: Die Anerkennung seiner Arbeit. Zu spüren, dass seine Einsatzbereitschaft richtig und wichtig war. KM

Ein Grieche in Berlin: Für Georgios Bakalios ist Berlin seine Heimat geworden. | Foto: K. Menge
Ein Grieche in Berlin: Georgios Bakalios (77) fühlt sich heimisch an der Spree. | Foto: K. Menge
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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