Ein Schrank als „Tauschzentrale“
Nachbarschaftsladen startet mit neuem Angebot
Mit seiner knallgelben Farbe ist er schon von Weitem zu sehen: der neue Tauschschrank vor dem Nachbarschaftsladen des Vereins Mittelhof an der Berlinicketraße. Der mannshohe Schrank ist so etwas wie eine "Tauschzentrale" für die Nachbarn im Kiez rund um den S-Bahnhof Rathaus Steglitz. Dort können sie Bücher und andere Dinge hineinstellen und sich etwas anderes mitnehmen.
„Eine lebendige und sorgende Nachbarschaft mitzugestalten ist eins der Hauptziele unserer Arbeit im Nachbarschaftsladen“, sagt Nina Karbe, die diese Einrichtung der Nachbarschaftshilfe leitet. Daher geht das Team, zu dem noch Selma Weigelt und Susanne Baschinski gehören, auf die Wünsche und Bedürfnisse der Nachbarn ein. Einer dieser Wünsche war es, eine Büchertauschkiste vor dem Laden aufzustellen. Diese wurde so gut angenommen und rege genutzt, dass selbst eine zweite Kiste bald nicht mehr ausreichte. So entstand die Idee zu einem Tauschschrank, der nun mit Hilfe von Fein-Mitteln – das steht für Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften – angeschafft werden konnte.
Im Gegensatz zu den Tauschkisten, die nur zu den Öffnungszeiten des Nachbarschaftsladens genutzt werden konnten, hat die kleine leuchtend gelbe „Tauschzentrale“ rund um die Uhr geöffnet. Vorrangig werden Bücher und CDs hineingestellt. Aber auch andere Dinge wie Haushaltsgegenstände oder Dekoartikel können auf diese Weise einen neuen Besitzer finden. Zudem erfüllt der Schrank die Funktion eines „Schwarzen Brettes“. An der linken Seitenwand informiert die Nachbarschaftshilfe über ihre Angebote und Veranstaltungen, rechts ist Platz für Infos von Nachbarn an Nachbarn.
Tim Richter (CDU), Stadtrat für Soziales im Bezirk, lobt das neue Angebot. Solche Initiativen seien wichtig, um ehrenamtliches Engagement zu fördern, sagt er und betont, dass er sich mehr solche Orte im ganzen Bezirk wünschen würde. Danach befragt, was für ihn ehrenamtliches Engagement ausmache, sagt er „...einfach machen!“. Zudem sollte die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung durch Fein-Mittel viel mehr genutzt werden. „Das Geld ist da und steht für nachbarschaftliche Initiativen in den Kiezen zur Verfügung. Es muss nur beantragt werden“, sagt Richter.
Den Nachbarschaftsladen an der Berlinickestraße gibt es seit 2019. Er ist für Nachbarn im Bezirk ein Anlaufpunkt geworden und bringt Menschen zusammen, die Hilfe brauchen oder helfen möchten. „Rund 130 Ehrenamtliche gibt es inzwischen, die aktiv ihre Hilfe anbieten“, sagt Nina Karbe. Demgegenüber stehen die Anfragen von 200 Menschen, die sich Unterstützung wünschen. Das seien nicht nur Hilfe beim Einkaufen, die Begleitung zum Arzt oder kleine handwerkliche Hilfe im Haushalt. „Viele dieser Menschen sind einsam und wünschen sich soziale Kontakte“, weiß Karbe.
Inzwischen gibt es im Laden selbst ein umfangreiches Veranstaltungsangebot für Jung und Alt. Dazu gehören Vorträge, Workshops, Quiz-Nachmittage, Kleidertausch, eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt, gemeinsames Singen und vieles mehr. Seit vergangenem Jahr hat auch das Projekt Digitale Bildung für ältere Menschen im Nachbarschaftsladen seinen Sitz. Das von der Deutschen Fernsehlotterie finanzierte Projekt wird von Selma Weigelt geleitet. Es bietet zahlreiche digitale Angebote rund um Smartphone, Tablett und Co. Ebenfalls seit 2022 hat die Kontaktstelle PflegeEngagement in der Berlinickestraße 9 einen zweiten Standort eröffnet, für den Susanne Baschinski zuständig ist.
Nachbarschaftshilfe Steglitz-Zehlendorf, Berlinickestraße 9, Kontakt: www.mittelhof.org, telefonisch unter 27 97 97 27 oder per E-Mail an karbe@mittelhof.org.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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