Bilanz und Blick nach vorn
Willkommensbündnis: Das Klima ist rauer geworden
Als sich das Willkommensbündnis für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf vor über vier Jahren gegründet hatte, stand vor allem die caritative Tätigkeit im Vordergrund. Heute ist die Initiative zunehmend politischer tätig. Das hat mit der steigenden fremdenfeindlichen Haltung vieler Bürger zu tun.
„Wir befassen uns stärker mit gesellschaftspolitischen Themen und mischen uns ein“, sagt Günther Schulze vom Willkommensbündnis. Als Grund für das politische Engagement nennt er das rauer werdende Klima. „Bisher gab es nach anfänglichen Bedenken immer eine große Hilfsbereitschaft der Anwohner, wenn Pläne für eine neue Flüchtlingsunterkunft bekannt wurden. Die Frage war: ‚Wie können wir helfen‘. Heute heißt es: Wie können wir eine Unterkunft am besten verhindern“, erklärt Schulze.
Er verweist auf die drei neuen Bürgerinitiativen, die sich im Zusammenhang mit drei geplanten Unterkünften Osteweg, Dahlemer Weg und Am Beelitzhof gegründet haben. Die Bürgerinitiativen führen unterschiedliche Argumente gegen die geplanten Unterkünfte ins Feld und wollen mit juristischen Mitteln gegen sie vorgehen. Auf Gesprächsangebote vom Willkommensbündnis werde gar nicht reagiert. „Offenbar ist man nicht dialogbereit“, sagt Schulze und appelliert an einen fairen Umgang miteinander. Man dürfe nicht alle Geflüchteten unter Generalverdacht stellen, weil von Einzelnen Gewalttaten begangen wurden.
Etwa 1200 Geflüchtete leben laut Schulze derzeit in sieben Unterkünften in Steglitz-Zehlendorf. Das entspricht einem Anteil von etwa 0,4 Prozent an der Gesamtbevölkerung des Bezirks. Die Hilfsbereitschaft ist weiterhin sehr hoch. Immer wieder kommen neue Freiwillige hinzu. In Zahlen: 3000 Unterstützer, 300 Lehrer, 150 Paten, 200 Sprachmittler und 250 Netzwerkpartner in ganz Deutschland. Damit ist das Willkommensbündnis zu einer der größten Flüchtlingsinitiativen geworden, die ausschließlich ehrenamtlich arbeitet.
Franziska Merkel-Anger, Inge Philipp, Ursula Breidenbach und Vera Konrad sind Ehrenamtliche, die sich besonders engagieren. Sie kümmern sich um die Vermittlung von Sprachpaten, Arbeits- und Ausbildungsvermittlung, die Vermittlung von Wohnraum, sportliche und kulturelle Projekte. Vera Konrad beispielsweise hat die AG Sport ins Leben gerufen. Einige sportbegeisterte Flüchtlinge seien schon in Sportvereine vermittelt worden. „Wir sind auch weiter auf der Suche nach Vereinen, die mit uns kooperieren und Flüchtlinge aufnehmen. Denn hier findet die eigentliche Integration statt“, sagt die junge Frau
Ein nächster Höhepunkt sind die vom Willkommensbündnis organisierten arabischen Filmtage. Vom 28. Juni bis 1. Juli werden im Bali Kino Zehlendorf, Teltower Damm 33, Filme gezeigt, die Geschichten von Frauen im arabischen Raum erzählen. Die Filme werden in Originalsprache mit deutschen Untertiteln gezeigt. „Unser Ziel ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt Inge Philipp, eine der Organisatoren der Filmtage. „Eine gute Gelegenheit für Deutsche, die Kultur von Geflüchteten kennenzulernen“, sagt sie.
Weitere Informationen zu den Filmen und zur Arbeit des Willkommensbündnisses auf www.wikobuesz.berlin oder auf www.facebook.com/WiKoBueSZ/www.facebook.com/WiKoBueSZ/
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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