Willkommensbündnis für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf ist ein Musterbeispiel für Integration
Und Arbeit gibt es jede Menge. "Seit unserer Gründung im Mai vergangenen Jahres haben sich bei uns überwältigend viele Menschen gemeldet, die helfen wollen", erzählt Schulz. Konkret seien es rund 800 namentliche Unterstützer, davon 250 aktive Ehrenamtliche. Die Homepage, die es seit Dezember gibt, wurde über 14 250 mal angeklickt. "Wir haben über 4000 Mails erhalten und unzählige Telefonate geführt. Immer gab es nur positive Reaktionen - keine Beleidigungen, keine Angriffe."
Es sei schön zu erleben, dass dem Aufruf des Willkommensbündnisses so viele Menschen folgen: Ehrenamtlich zu helfen und dafür zu sorgen, dass sich Flüchtlinge geschützt vor Übergriffen und Diskriminierungen im Bezirk einleben können. "Wir wollen zeigen, dass Flüchtlinge im Bezirk willkommen sind", sagt Schulz.
Die Menschen wollen auf unterschiedlichste Art helfen. Als Dolmetscher, Deutschlehrer, Mediziner oder Begleiter bei Behördengängen. Einige Unternehmen haben Praktika angeboten und vereinzelt sind Bürger bereit, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. "Gerade heute hat sich eine Dame gemeldet, die einen Teil ihrer großen Wohnung für eine Familie zur Verfügung stellen möchte", erzählt Schulz. Auch bezirkliche Einrichtungen beteiligen sich. So will die Stadtbibliothek die Flüchtlingsheime im Bezirk mit Medien versorgen. Aktuell leben 750 Menschen in den Unterkünften im Bezirk: Klingsorstraße, Goerzallee sowie in den Turnhallen Sachtlebenstraße und Königin-Luise-Straße. "Wir rechnen damit, dass die Zahl im Laufe des Jahres auf rund 1500 Asylsuchende anwachsen wird", sagt Ulrike Döring, die ebenfalls in der Steuerungsgruppe ehrenamtlich mitarbeitet. Geplant sind noch zwei Containerdörfer und eine weitere Gemeinschaftseinrichtung auf dem Gelände der ehemaligen Lungenklinik Heckeshorn. Um die Anwohner nicht zu überfordern und ihre Ängste zu nehmen, sind Info-Veranstaltungen geplant. Im Bezirk gäbe es keine organisierten Nazis, aber die Leute wollen wissen, was passiert. "Dass es Ängste gibt, ist ein völlig natürliches Verhalten. Diesen Ängsten können wir nur mit Aufklärung begegnen", so Schulz. So zum Beispiel sei die Angst vor steigender Kriminalität unbegründet. Dies belege auch eine Studie der Polizei. Im Vergleich zu den Vorjahren habe sich die Zahl der Einbrüche in der Goerzallee seit Eröffnung der Unterkunft nicht verändert.
Um Vorurteile abzubauen, sollten die Einheimischen die Möglichkeiten der Begegnung nutzen, sagt Schulz. "Wir sind alle Nachbarn und müssen aufeinander zugehen", betont er. Nur auf der Ebene des gegenseitigen Verständnisses könne Integration gelingen.
Derzeit bereitet die Steuerungsgruppe des Willkommensbündnisses ein Fest zum einjährigen Bestehen vor. Die Ideen reichen von Fußballturnieren bis hin zur Dampferfahrt. Zur Ausrichtung des Festes werden Sponsoren gesucht, die beispielsweise das Catering unternehmen, Musik organisieren oder Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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