Blühwiesen gegen Bienensterben:
Degewo startet Pilotprojekt am Zukunftshaus
In der Havensteinstraße ist ein Wohnhaus mit 64 Wohnungen von der Degewo zum ersten Eigen-Energie-Haus in Deutschland umgebaut worden – dem Zukunftshaus. Jetzt übernimmt die Degewo an dieser Stelle wieder eine Vorreiterrolle für die nachhaltige Stadtentwicklung und startet das Pilotprojekt Blühwiesen in Berlin gegen das Insektensterben.
Auf eigenen Flächen vor dem Zukunftshaus in Lankwitz hat die Degewo eine 600 Quadratmeter große Blühwiese angelegt. Bis zum Herbst soll diese blühende Fläche künftig allen nektarsaugenden Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Außerdem wird die Blühwiese umweltpädagogisch genutzt und soll als Lehr- und Schaupfad für Kinder dienen. Die Initiative zu diesem Projekt kam vom Verein Blühstreifen Beelitz, der sich unter anderem für die Anlage von Blühflächen einsetzt.
Bevor es los ging, erfolgte eine Bürgerwerkstatt für Anwohner. Sie wurden über das Vorhaben informiert, schließlich sollte eine Rasenfläche zur Blühfläche umgewandelt werden. Es wurde also beschlossen, die große Fläche zu teilen. Ein Teil wird sich nun bald in eine blühende Wiese verwandeln. Der andere Teil bleibt als Spielwiese erhalten.
Inzwischen wird die Entwicklung auf der umgebrochenen Rasenfläche genau beobachtet. Eine Bewässerung wurde installiert und die Aussaat ist erfolgt. Die Anwohner warten nun auf die ersten Resultate. Vor allem die Kinder der umliegenden Kitas sind gespannt, wann sie endlich die Blütenpracht bestaunen und dort Bienen und Schmetterling beobachten können.
Die Knirpse waren am Tag der Aussaat dabei. „Die Kinder haben beim Aussäen kleine Schilder bekommen, auf denen ihr Name drauf steht und jeweils eine der Pflanzen, die in der Saatmischung enthalten sind. Die Schilder dienen auch als Information für Spaziergänger“, sagt Markus Wöhrmann vom Verein Blühstreifen Beelitz. Wöhrmann ist gewissermaßen auch derjenige, der die Initialzündung zu diesem Projekt gegeben hatte. Er ist Mieter des Zukunftshauses und rannte bei der Degewo mit seiner Idee, eine Blühwiese anzulegen, offene Türen ein. Seine Mitstreiter vom Verein haben das Pilotprojekt fachlich begleitet und unter anderem bei der Auswahl der Blühmischung beraten. „Es sind Wildblumen, die mit den Boden- und Niederschlagsverhältnissen hier zurechtkommen“, erklärt Wöhrmann. Wenn sich die Wiese gut entwickelt, ist nicht viel Pflege nötig. Sie muss lediglich einmal, höchstens zweimal im Jahr gemäht werden.
Ökologischer Hintergrund für die Arbeit des Vereins und das Projekt „Blühwiesen in Berlin“ ist die alarmierende Entwicklung der Insekten in Deutschland. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Zahlen mehr als halbiert. Die Folgen des Insektensterbens können dramatisch sein, denn Wildbienen bestäuben 95 Prozent der Pflanzen inklusive Nutzpflanzen. Als Ursache wird die Verknappung der Nahrungsgrundlage angesehen. Nektar und Pollen aus blühenden Wildpflanzen und Ackerunkräutern sind in Stadt und Land fast vollständig verschwunden.
Die zukünftigen Nutznießer der Wildblumenwiese in der Havensteinstraße leben gewissermaßen gleich nebenan. In der Dillgestraße gibt es ein großes Vorkommen der Roten Sandbiene. Dabei handelt es sich um eine Wildbienenart, die bedroht ist und unter Schutz steht.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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