„Eine schöne Gemeinschaft“
Im alten Goerzwerk sind inzwischen rund 110 Unternehmen heimisch geworden
Der Gebäudekomplex des Goerzwerkes steckt voller kreativer Energie und Innovation. Eigentümer Silvio Schobinger, der das über 100 Jahre alte Fabrikgelände gemeinsam mit seinem Bruder Mario kaufte, hat es in kurzer Zeit geschafft, das Industriedenkmal zu neuem Leben zu erwecken. Jetzt will er den Geist, der im neuen Goerzwerk steckt, mit interessanten Projekten nach außen tragen.
Als Silvio Schöbinger 2015 das leerstehende Gebäude des Optikunternehmens „Optische Anstalt C. P. Goerz“ in der Goerzallee 299 kaufte, hatte er eine Vision. Er wollte jungen Firmen, Manufakturen und Start-Ups im Südwesten Berlins eine Möglichkeit geben, sich zu entfalten. Inzwischen sind etwa 110 Unternehmen im Goerzwerk heimisch geworden. Darunter sind die Eismanufaktur Dolci und die Kukki GmbH. Letztere hat den ersten Cocktail mit Eis in der Flasche erfunden. Die Farkas GmbH bietet Premium-Catering an und betreibt das Casino Goerzwerk, das als Kantine auch für Mitarbeiter umliegender Firmen einen Mittagstisch anbietet.
Unter den Mietern sind auch Fotografen, Modedesigner, Polsterer, Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe. Die „Steh-Paddler“, die ihre Boards am Schlachtensee vermieten, haben kürzlich im Goerzwerk einen Online „Stand Up Paddeling“-Shop eröffnet. Auf innovative Materialien hat sich die Freund GmbH spezialisiert. Im Goerzwerk unterhält das Unternehmen eine Moos-Manufaktur und stellt Wandbeschichtungen und Objekte aus konservierten Moosen her. Ganz neue Mieter sind die Craft Beer-Brauer von Malz&Moritz.
Um die Interessen der verschiedenen Firmen unter einen Hut zu bekommen, gründete Schobinger im Februar 2017 den Netzwerkverein Goerzallee. Das Motto „Kooperation statt Wettbewerb“ funktioniert. Konkurrenzdenken gibt es nicht. Dafür ein lebhaftes Netzwerk, gemeinsame Projekte, gegenseitige Hilfe und ein aufgeschlossenes Miteinander.
„Es ist eine schöne Gemeinschaft entstanden“, freut sich Schobinger über das gute und schöpferische Klima, das mit „großem Aufwand gepflegt wird.“ Dazu gehört auch, dass man gern zusammen feiert und sich bei regelmäßigen Netzwerktreffen zusammenkommt. Das schweißt zusammen. Die Unternehmen lernen sich näher kennen, es werden Ideen geschmiedet und das eine oder andere gemeinsame Projekt entwickelt. Es gibt Unternehmen, die miteinander kooperieren.
Die meisten hier ansässigen Unternehmen kommen aus der näheren Umgebung. Die Infrastruktur ist bestens und die Mieten vergleichsweise günstig. Inzwischen sind mehr als 90 Prozent der Räumlichkeiten vermietet. Doch das ist für Schobinger kein Grund, sich zurückzulehnen. Er plant so zukunftsträchtige und nachhaltige Projekte wie die Installation einer 100-Kilowatt-Photovoltaikanlage für eine eigene Stromversorgung und die Nutzung des nahegelegenen Stichkanals für eine Station der Steh-Paddler. Schobinger könnte sich auch vorstellen, vom Stichkanal aus Touren mit einem Salonboot anzubieten. Eine Nutzungsgenehmigung für das Gewässer und das Betreiben eines Schiffsanlegers hat er beantragt.
Ein weiterer Traum, den sich Schobinger demnächst erfüllen will: Ein Swimmingpool auf dem begehbaren Dach des Fabrikgebäudes. Er soll eines Tages zum Club Goerzwerk gehören, der als Eventlokation im Vintage-Chic ab November 2018 für private Veranstaltungen und Firmenfeiern gemietet werden kann. Anfragen über E-Mail event@goerzwerk.de, ¿290 27 68, und auf www.goerzwerk.de.
Bereits gestartet ist das Projekt „CoWerk“. Aus einem leerstehenden Loft ist ein Raum für Coworking geworden. Hier finden Freiberufler eine attraktive Alternative zum eigenen Büro. Um ihre Geschäftsidee umzusetzen, können sie von der Anbindung an die Unternehmen im Goerzwerk profitieren.
Dafür können sie einen vollausgestatteten Arbeitsplatz nutzen. 30 Schreibtische gibt es. Dazu stehen Küche, Konferenzraum und Lounge zur Verfügung. Ein Arbeitsplatz kann auch tageweise gemietet werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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