Friseure-Geschäfte vor großen Herausforderungen
Waschen, Schneiden – Desinfizieren
Seit fast fünf Wochen haben die Friseursalons wieder geöffnet. Die Vorgaben und Regeln, die eingehalten werden müssen, stellen die Friseure vor große Herausforderungen. Plexiglas-Wände mussten als Spukschutz installiert, Desinfektionsmittel geordert und Masken beschafft werden. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie ist der Service in den Salons erheblich eingeschränkt.
Davon kann auch Marie Seyfert ein Lied singen. Die 34-jährige Friseurmeisterin betreibt seit neun Jahren den Salon „Seyfert & Friseure“ in der Drakestraße und beschäftigt fünf Mitarbeiter. Auch wenn die Freude überwiegt, dass sie und ihr Team endlich wieder den Kunden die Haare machen können, machen die strengen Regelungen allen zu schaffen.
Wegen des vorgeschriebenen Mindestabstandes können weniger Kunden bedient werden. Im Salon von Marie Seyfert sind es zwei Kunden, die von jeweils einer Friseurin bedient werden können. Mehr Personen dürfen sich gar nicht im Laden aufhalten. Begleitpersonen von Kindern oder behinderten Menschen müssen draußen warten.
Damit jeder ihrer fünf Mitarbeiter arbeiten kann, hat sie im Vorfeld der Wiedereröffnung ihres Salons einen Schichtplan erarbeitet. Um möglichst vielen Kunden den Friseurbesuch zu ermöglichen, wurden zudem die Öffnungszeiten ausgeweitet. „Wir haben jetzt Montag bis Sonnabend von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Dennoch sind es täglich zwei bis drei Kunden weniger als sonst, die wir frisieren können“, sagt die Friseurmeisterin. Das hat mit den geforderten Hygienemaßnahmen zu tun: Haare waschen ist jetzt bei jedem Kunden Pflicht. Das dient dazu, Viren in den Haaren abzutöten. Deshalb müssen sich die Friseure auf mehr Zeit pro Kunden einstellen. Nach jedem Kunden muss der Platz und sämtliches Werkzeug desinfiziert werden. Auch das kostet Zeit. Und Geld. „Die Mehrkosten für Wasser, Desinfektionsmittel und Arbeitsaufwand sind enorm und der Umsatz trotz voller Terminbücher deutlich geringer als sonst“, sagt Marie Seyfert.
Dennoch sind sie und ihr Team froh, dass sie nach der sechs Wochen andauernden Zwangspause endlich wieder arbeiten können. Die Schließzeit sei hart gewesen. Alle Mitarbeiter mussten in die Kurzarbeit geschickt werden. Aber die große Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen hätte ihnen auch Kraft gegeben. „Wir haben viel Zuwendung bekommen, viele Kunden haben uns Mut zugesprochen.“ Das hatte sie unter anderem bestärkt, einen Lieferdienst für Haarpflege-Produkte anzubieten. Das hat Geld in die Kasse gespült. Auch die Aktion „Helfen Berlin“ sei sehr hilfreich gewesen. Über dieses Portal konnten unter anderem Gutscheine erworben werden. „Das war super organisiert.“ Ebenso hätte die Soforthilfe vom Staat schnell und unkompliziert funktioniert.
Jetzt, wo sich die Corona-Regelungen in vielen Bereichen immer etwas mehr lockern, wünscht sich Marie Seyfert auch für die Arbeit der Friseure wieder mehr Normalität. Obwohl sie glaubt, dass gerade in diesem Bereich die Maßnahmen länger bestehen bleiben. „Wir sind nah an den Menschen dran. Abstand zu halten ist unmöglich. Der Mund- und Nasenschutz wird wohl noch eine Weile dazu gehören.“ Gerade die Maskenpflicht macht den Friseuren und Kunden sehr zu schaffen. Nicht nur, dass es anstrengend ist und das Atmen schwer fällt. Die Masken schränken auch die Kommunikation deutlich ein. Ein Friseurbesuch ist für die meisten Kunden weit mehr als nur Waschen, Schneiden, Föhnen. „Viele wollen auch reden“, sagt Marie Seyfert. Ein offenes Ohr für die Kunden zu haben, gehört zum Friseurberuf dazu. Außerdem könne sie am Gesicht und der Mimik sehen, ob sich ihre Kunden wohl fühlen. „Durch die Masken kann ich das nicht erkennen“, sagt sie.
Manchmal würde sich Marie Seyfert mehr Verständnis von ihren Kunden wünschen. „Auch wenn es unangenehm ist und mitunter die Einsicht fehlt – Maßnahmen wie Maskenpflicht oder das Hinterlassen der Kontaktdaten im Salon müssen in Kauf genommen werden. Nur so können wir den Salon offen halten.“
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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