Hier feierte sich das Kaiserreich
Am 27. April Stadtführung zum Platz am Spreetunnel

Bei meinem 171. Spaziergang lade ich Sie zum Platz am Spreetunnel ein. Vor 99 Jahren lag er noch ein ganzes Ende vor Berlin. In jener Naherholungsgegend, wo zu Zeiten des alten Fritz sächsische Kolonisten angesiedelt worden waren.

Eine der pfiffigen Siedlerinnen erfand ein Schild mit der Aufschrift „Hier können Familien Kaffee kochen“, pappte es ans Hoftor, verlieh für wenig Geld Porzellankannen und -tassen, reichte heißes Wasser, sparte so die Schanklizenz. Gastwirt Zenner, der Pächter des späteren Magistratskaffeehauses musste für seine Goldgrube dann um so reichlicher zahlen. Heute hat das von Henselmann 1954 neugebaute Restaurant Zenner weit über 1000 Freiluftplätze am Wasser.

Wussten Sie, dass der von Gustav Meyer um 1880 angelegte Treptower Park mit der Großen Berliner Gewerbeausstellung 1896 reichsweit bekannt wurde? Hier feierte sich das Wilhelminische Kaiserreich. Fast alles ist wieder abgebaut worden, doch Spuren sind unübersehbar. So betreibt die Stiftung Planetarium Berlin mit der Archenhold-Sternwarte das längste Linsenfernrohr der Welt, 113 Jahre alt. Zwischen Stralau und Treptow baute die AEG die erste Spreeunterquerung als U-Bahn-Versuchstunnel und hatte dafür die denkbar ungünstigste Stelle ausgesucht. Der Flußgrund besteht hier vor allem aus Modder und Fließsand. So war der Bau mit drei Jahren Verspätung erst 1899 fertig. 30 Jahre gab es dann die Elektrische: Schlesischer Bahnhof – Stralauer Tunnelstraße – Platz am Spreetunnel. „Knüppelbahn“ hieß sie nach dem Stab, den die Fahrer durch den einspurigen Tunnel mitzunehmen hatten. Überirdisch ist von Gleisschleifen, Rampen und dem Tunnel nichts zu sehen, nur auf Stralau das alte Betriebsgebäude.

Mitten im Park sieht man die riesige Bronzefigur des Soldaten vom sowjetischen Ehrenmal. 80 000 sowjetische Gefallene des Sturms auf Berlin sind hier begraben.

Den Park auf der einstigen Köllnischen Heide hatte Gartendirektor Gustav Meyer um 1880 angelegt. Dabei entstand auch der nur 70 Zentimeter tiefe Karpfenteich. Dort sollen jetzt Hechte herumräubern. Geht man am Spreeufer über die elegante Bogenbrücke, gelangt man auf ein Eiland mit vielen Namen: zuerst Rohr-Insel, Treptower Bruch, dann Neu-Spreeland. Treppbruch, Abteiinsel und Insel der Jugend, nun ganz unbescheiden „Insel Berlin“.

Der Spaziergang beginnt am Sonnabend, 27. April, 11 Uhr. Treffpunkt ist vor dem Restaurant „Zenner“ Alt-Treptow 14-17. Verkehrsverbindung von S-Bahnhof Plänterwald, Bus 165 Richtung Märk. Museum bis Alt-Treptow bzw. von S-Bahnhof Treptower Park zehn Minuten zu Fuß entlang Puschkinallee oder Spreeufer bis „Zenner“ bzw. Bus 265.

Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 26. April, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter Telefon 887 27 74 14.

Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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