Stadtführung mit Bernd S. Meyer
Am 29. Juni geht's auf die Hauptstraße in Alt-Hohenschönhausen

Zu meiner 173. Führung der Berliner Woche lade ich Sie nach Alt-Hohenschönhausen ein.

Es gehört nach der Episode als Namensgeber des nur eineinhalb Jahrzehnte bestehenden 23. Berliner Stadtbezirks zu Lichtenberg und mancher hat davon erst im Zusammenhang mit der Historie und den Aktualitäten der vielbesuchten Stasi-Gedenkstätte gehört. Doch das kleine Dorf Hohenschönhausen ist schon vor sechs, sogar sieben Jahrhunderten in Urkunden belegt und hat seitdem seinen eigenen Platz in der Geschichte.

1920 kam es vom Kreis Niederbarnim zum neuen Berliner Bezirk Weißensee. Andere Orte namens "Schönhausen" sind lange vorher bekannter geworden: Zum Beispiel Niederschönhausen, Bezirk Pankow: Im dortigen Schloss nahe der Panke ist ab 1698 im Geheimen mit den Wiener Kaiserhof über die Erhebung des Kurfürsten zum König in Preußen verhandelt worden. Später war es Jahrzehnte Sommersitz von Königin Elisabeth Christine, Gattin Friedrichs des Zweiten. Man kennt auch das altmärkische Schönhausen an der Elbe, wo 1815 der „Eiserne Kanzler“ geboren wurde. Ein neuerer Kalauer, von den Bewohnern gern zitiert: „In Hohenschönhausen können die Hohen schön hausen!“

Das Gutshaus, aus altem Rittergut einer Familie von Röbel entstanden, hat illustre Vorbesitzer, so den Preußen-Reformer Christian Scharnweber, Mitarbeiter Hardenbergs; auch den Unternehmer Paul Schmidt. Der entwickelte eine Trockenbatterie mit Mehlanteil nebst Taschenlampe, bekannt unter der Marke „Daimon“. Nach dem Krieg diente der Bau Jahrzehnte als Geburtshaus des damals noch zuständigen Bezirks Weißensee. 1990 wurde es geschlossen. Bald arg verfallen, gehört es seit 1998 dem „Förderverein Schloss Hohenschönhausen“, der es zum „Bürgerschloss“ erklärte. Man sieht schon auf den ersten Blick, wie tief der Bau in der Restaurierung steckt und auf den zweiten, welche Schätze da ans Licht kommen.

An Alt-Hohenschönhausens Hauptstraße finden sich am Rande des Trubels noch mehrere Bauernhäuser, die der Immobilienspekulation um die vorletzte Jahrhundertwende, dem Siedlungsbau der Zwischenkriegszeit wie dem großstädtischen Hochhaus-Bauboom seit den 60er-Jahren trotzten und meist zum Denkmal erklärt wurden. Auch der alte Klinkerbau der Dorfschule blieb. So ist der Dorfkern noch deutlich zu erkennen. Wußten Sie, dass die Taborkirche nicht nur als eine der kleinsten Dorfkirchen Groß-Berlins gilt, sondern nach der einstigen Templerkirche von Marienfelde auch als zweitälteste? Nur der einst weißgestrichene Kirchturm mit seiner schlichten barocken Viereckhaube fehlt. Ende April 1945 zerstört, sind die Reste 1953 abgetragen worden. Die Kirche ist 1232 spätromanisch begründet und besitzt heute eine unerwartet große Zahl von Kunstwerken. Ein Ort zum Staunen, der auch mit dem romantischen Klang der 1960 restaurierten Orgel besticht, die ein Geschenk des Königs Friedrich Wilhelms IV. gewesen ist.

Der Spaziergang beginnt Sonnabend, 29. Juni, 11 Uhr. Treffpunkt: Haltestelle Hauptstraße/Rhinstraße; Verkehrsverbindungen: Straßenbahnen M5, 17 bis Hauptstraße/Rhinstraße, Bus 256, 294.

Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 28 Juni, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter 887 27 74 14.

Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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