Abgefahrene Lesung
Bettina Rust präsentierte ihr neues Buch „Berlin – Lieblingsorte“ in der Straßenbahn

Lesung an einem ungewöhlichen Ort: rbb-Moderatorin Bettina Rust stellte in der Straßenbahn ihr neues Buch vor. | Foto: GRACO GmbH & Co. KG
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  • Lesung an einem ungewöhlichen Ort: rbb-Moderatorin Bettina Rust stellte in der Straßenbahn ihr neues Buch vor.
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Am vergangenen Sonnabend um 17 Uhr ging es los für rund 85 Fahrgäste, die sich an der Wendeschleife in der Nähe der Bösebrücke trafen. Die Berliner Sparkasse organisierte im Rahmen ihrer Reihe „Tramtatatam“ dieses Mal eine echt „abgefahrene“ Lesung mit Bettina Rust. Moderiert wurde das Ganze von der Schauspielerin Loretta Stern.

Eine Lesung in der Straßenbahn? Ein eher ungewöhnlicher Ort, um ein Buch vorzustellen. Aber es funktioniert. Auch wenn der Blickkontakt mit der Autorin nur wenigen vergönnt war, die rbb-Moderatorin Bettina Rust war sichtlich bemüht, auch das Publikum in den vorderen und hinteren Wagenteilen mit einzubeziehen. Und selbst der Straßenbahnfahrer Sven aus Köpenick hatte während der gut anderthalbstündigen Fahrt durch die Mitte Berlins seinen Zwei-Minuten-Auftritt via Sprechanlage des Zuges.

Das Buch, das an diesem Abend im Mittelpunkt stand, trägt den Titel „Berlin – Lieblingsorte“. Der Verlag Suhrkamp/Insel komplettierte mit ihm seine Reihe „Lieblingsorte“ um die Bundeshauptstadt. Bereits erschienen waren hier unter anderem „Geheimtipps“ zu Venedig, Neapel, Tel Aviv, Wien und Hamburg. Klar, dass Berlin da nicht fehlen darf, und mit Bettina Rust hatte sich der Verlag einen „Geheimtipp“-Profi ins Boot geholt. Denn schon im rbb-Fernsehen erfreute sich das Format „Stadt, Rad, Hund“ großer Beliebtheit. Bettina Rust besuchte mit ihrem Fahrrad und Vierbeiner Prominente und ließ sich von diesen hin und wieder auch an deren Lieblingsorte führen.

Höchst subjektiver und humorvoller Blick auf ausgewählte Orte

Folgerichtig kam der Verlag auf die Moderatorin mit der Frage zu, ob sie etwas über ihre Lieblingsorte in Berlin schreiben wolle. Was nun in „Berlin – Lieblingsorte“ zu entdecken ist, ist ein höchst subjektiver und humorvoller Blick auf ausgewählte Orte, eine Synthese aus Reiseführer und Kolumne. Nicht immer ist die Wahl dieser Orte wie Clärchens Ballhaus, Botanischer Garten oder Tempelhofer Feld besonders originell. Aber das Buch richtet sich eben auch an potenzielle Berlinbesucher, die genau diese Gegenden entdecken wollen. Auch ist der Ostteil der Stadt etwas unterrepräsentiert. Dann gibt es wiederum Lieblingsorte wie Ergun’s Fischbude in Moabit, die Fischerpinte am Plötzensee oder den Charlottenburger Jazzclub „The Hat Bar“, die selbst eingefleischte „Berlinkenner“ neugierig machen sollten. Denn wer kennt schon Berlin?

Die Orte und – das gehört für Bettina Rust dazu – die Menschen, die Eingang in das Buch fanden, sind teilweise auch „spontane Entdeckungen“. Wenn vor Terminen mal etwas Zeit war, sagte sie sich: „Jetzt bin ich schon mal hier, jetzt lauf ich hier mal rum.“ Und zu entdecken gab es für Bettina Rust, die aus Hannover stammt, seit über 20 Jahren in Berlin wohnt und sich in Schöneberg „in Sicherheit gebracht“ hat, scheinbar viel. „Berlin besteht ja aus so vielen Stimmungen und Städten.“ Zuerst war sie sich jedoch nicht sicher, ob sie genug zusammenbekäme, am Ende war es mehr, als der Verlag verwenden konnte, und die Texte teilweise länger als geplant.

Erst zehnmal mit der Tram gefahren

Nur eines scheint Bettina Rust bisher noch nicht für entdeckenswert gehalten zu haben: die Berliner Straßenbahn. „Ich bin in all den Jahren vielleicht zehnmal mit der Tram gefahren“, sagt sie. Die fahrende Lesebühne dürfte daher für sie eine besondere Erfahrung gewesen sein. Und ihr Mitleid mit jenen, die an den Haltestellen nicht in den Sonderzug einsteigen durften, war sicher echt. Denn Freude über die sich nicht öffnenden Türen kam bei denen, die im schmutzigen Novembergrau auf eine Bahn warteten, nicht auf. Ob der große Schriftzug an der Straßenbahn „Bettina Rust liest“ für den Absatz des Buches förderlich war? Im besten Falle richtete sich aber der Unmut der Zurückbleibenden gegen Straßenbahnfahrer Sven. Und der kennt seine Berliner.

Mehr über das Buch „Berlin – Lieblingsorte“ erfahren Sie hier.

Autor:

Hendrik Stein aus Weißensee

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