Mit "BlechLieschen" durch Neu-Venedig

BlechLieschen in knallrot | Foto: Birgit Heppner
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Wussten Sie, dass wir Venedig quasi in Berlin haben? Seit 1890 gehört das Rittergut Rahnsdorf zu Berlin Köpenick. Die Spreewiesen wurden durch Kanäle entwässert - so entstand ein Wohn- und Wochendgebiet für den Berliner, was sich seit dem Neu-Venedig nennt! Der Ort grenzt an die Müggelspree, den Dämeritzsee und den Müggelsee. Kein Wunder, dass sich hier die Prominenz nieder lies…und lässt! Hier wohnt es sich gut!

Prachtvolle Villen, wunderschöne Brücken, Cafés am Wasser und mitten im Ort ein unscheinbares Haus mit einem „BlechLieschen“ vor der Tür!

Unglaublich gut gepflegt in knallrot, kann keiner, den Ford T , im Volksmund früher „Tin Lizzy“ (BlechLieschen) genannt, übersehen.

Hupe, Holzfelgen, HolzLenkrad, Messing und andere Metalle blitzen, Karbidlampen, ein Viersitzer der einlädt auf eine Tour durch den Ort!
Der Besitzer ist ein bescheidener Mann aus dem Norden, das verrät sein Dialekt…irgendwann ist er in Berlin oder besser gesagt in Neu-Venedig gestrandet. Er will sich noch ein Hemd anziehen, dann macht er eine Tour mit uns! Mein Herz schlägt höher! Was ist das für eine Kiezgeschichte!

Seit 1911 gibt es dieses Auto, der ältere Herr erzählt uns die Geschichte. Er hat das Auto als Lehrling für 400 Mark gekauft - das war schon ein Vermögen - damals! Das Auto war für die normalen Arbeiter gedacht….Er kommt mit seinem Enkel Emil näher. Emil darf auf den Beifahrersitz, wir nehmen hinten Platz. Er muss jetzt das BlechLieschen ankurbeln - und dann klingt er schon der Motor!
Emil hält die Kelle hoch, mit der wird die Richtung angezeigt! Nun kann es losgehen durch Neu-Venedig. Wir sitzen hinten wie die herrschaftlichen Damen und winken allen Menschen zu - die begeistert zurück winken! Seid Ihr Prominent?, fragt uns der Fahrer….Nicht wirklich, das Auto ist ein Schmuckstück und alle schauen sich um, wer so etwas besitzt muss reich sein!

Der Liebhaber lacht und erzählt uns eine weitere Geschichte….auf dem Ku’damm, wurde er glatt als Millionär angesprochen und fast weggeheiratet! Ihm ist das Auto ans Herz gewachsen und es ist für ihn keine Wertanlage! Er pflegt es sein Leben lang und er wird es an den jenigen, in der Familie verschenken, der ebenso ein Herz hat für das „BlechLieschen“, wie er!

Wir treffen den Sohn beim Ankommen und fragen, ob er der Nächste sein wird? Hm man weiß es nicht…es bleibt ein Geheimnis. Emil fand die Fahrt toll, der Opa hat ihm zwischendurch die Haare gekämmt und ihn in die Oldtimerwelt eingeweiht - zu mindestens mit einer aufregenden Fahrt durch den Ort! Auch wir sind begeistert und werden den Tag nicht so schnell vergessen…War es doch Glück und Zufall, dass wir in den Genuss kamen in so einem Oldtimer durch Neu-Venedig zu fahren. Also reisen Sie nicht um die Welt um Venedig zu genießen, es reicht in Berlin sich um zu schauen! Den tollen Kuchen um die Ecke können wir jedenfalls auch empfehlen....

Autor:

Sandra Kirsten aus Alt-Hohenschönhausen

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