Mathias Ramsauer alias „Mr. Streetball“ hat noch nicht genug
25 Jahre School-Finals und kein Ende in Sicht
Vor einem Vierteljahrhundert initiierte Mathias Ramsauer die School-Finals-Berlin und führt sie seitdem gemeinsam mit dem Streetball-Team der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit jährlich durch.
Weit über 20.000 Schüler sind seinem Ruf gefolgt und haben die Korbjagd zu einem der größten und beliebtesten Streetball-Events bundesweit gemacht. Berliner Woche-Reporter Michael Nittel blickte mit Ramsauer auf die 25 Jahre zurück und wagte mit dem heute 69-jährigen ehemaligen Hauptschullehrer einen Ausblick.
Vor 25 Jahren wusste so gut wie niemand, was Streetball ist. War es schwierig, diesen Event zu initiieren?
Mathias Ramsauer: Oh ja! Zu Beginn wurde die Veranstaltung ja ausschließlich aus einem Programm der Senatsverwaltung finanziert. Schon damals wurde mir gesagt: Ramsauer, denken Sie daran, über Berlin schwebt der Pleitegeier. Der entscheidende Moment war vermutlich, dass ich meiner Großmutter gefolgt bin, einer sehr klugen Frau, die immer gesagt hat: Verteile die Last auf mehreren Schultern. Und das habe ich bei der Suche nach Sponsoren immer beherzigt.
Woran denken Sie gern zurück?
Mathias Ramsauer: An das Jahr 1999. Und zwar an den Tag, als ich mit Detlef Schrempf das Turnier eröffnet habe und später mit Kobe Bryant über den Platz gelaufen bin. Und als wir mit Kobe später durch die Stadt fuhren, haben wir am Hofmeisterplatz Halt gemacht. Und er hat dort mit einer Handvoll Jungs ein paar Bälle geworfen. Ich werde nie vergessen, wie einer von ihnen später sagte: Wenn ich morgen in der Schule erzähle, dass ich heute mit Kobe Bryant Basketball gespielt habe, dann glaubt mir das niemand.
Was war Ihr prägendstes Erlebnis?
Mathias Ramsauer: Vor sechs Jahren ist in Pankow mal ein junger Mann, ein Kerl wie ein Baum, völlig ausgerastet. Glücklicherweise waren Zivilfahnder vor Ort, die sich sofort an ihn ran gehängt haben: einer an den linken Arm und einer an den rechten. Ich habe vorgeschlagen, den jungen Mann erkennungsdienstlich zu behandeln und in Handschellen seinem Schulleiter vorzuführen. Ein Jahr später kam der Schüler zu mir und hat sich ehrlich und sehr höflich entschuldigt. Darum geht’s! Genau das ist der Grund, warum wir das hier seit 25 Jahren tun.
Würden Sie rückblickend irgendetwas anders machen?
Mathias Ramsauer: Ich bin zwar generell nie wirklich mit mir zufrieden. Aber mir fällt nichts ein, was wir hätten anders machen können. Es gab Stimmen, die darum baten, dass wir – wie im Weltverband auch – doch mit Schiedsrichtern spielen lassen sollten. Doch dem sind wir nicht gefolgt. Sämtliche Spiele ohne Schiedsrichter zu absolvieren und die Kinder eigenverantwortlich selbst entscheiden zu lassen, war und ist und bleibt unser Markenzeichen.
Über die School-Finals hinaus haben Sie für den Streetball in Berlin viel erreicht, oder?
Mathias Ramsauer: Ich denke schon. Ich hatte bis vor 25 Jahren zwar nie in meinem Leben diesen Sport gespielt – und dennoch kennt man mich als „Mr. Streetball“. Wenn zum Beispiel die NBA in Berlin einen neuen Platz errichten möchte, dann rufen sie nicht den Verband, sondern mich an. Im Übrigen gab es in der Hauptstadt, als wir die School-Finals initiierten, vielleicht um die 50 Plätze, auf denen die Kids Streetball spielen konnten. Heute sind es rund 300.
Wie lange wollen Sie die School-Finals noch organisieren?
Mathias Ramsauer: 2019 werde ich definitiv noch einmal antreten. Doch im nächsten Jahr werde ich 70. Deshalb werde ich nach den School-Finals mit meinem inneren Schweinehund verhandeln müssen, wie und ob es für mich weitergehen soll.
Hätten Sie jemals gedacht, dass die School-Finals ein Vierteljahrhundert und mehr fortdauern würden?
Mathias Ramsauer: Nein, definitiv nicht. 25 Jahre School-Finals sind ein wirklich tolles Jubiläum. Aber ich bin auch seit 45 Jahren mit meiner Frau verheiratet – und das ist definitiv noch viel großartiger.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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