Der neue Landesschülersprecher Richard Gamp im Interview
Schule, Corona und die Konsequenzen

Der neu gewählte Landesschülersprecher Richard Gamp. | Foto: Julian Karimi
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Im Juni wurde Richard Gamp (17) zum neuen Berliner Landesschülersprecher gewählt. Er vertritt damit die Interessen von knapp 500.000 Schülerinnen und Schülern in der Stadt. Richard Gamp besucht das Humboldt-Gymnasium in Tegel , macht 2021 Abitur. Berliner-Woche-Reporter Thomas Frey hat ihn interviewt.

Glückwunsch zur Wahl. Was hat Sie an diesem Amt interessiert?

Richard Gamp: Es bietet natürlich größere Möglichkeiten, als allein ein Tätig werden auf Bezirksebene, wo ich bereits zuvor Bezirksschülersprecher war. Viele Fragen und Probleme reichen meist über diesen Bereich hinaus. Ich finde, in Reinickendorf läuft die Schulpolitik sehr gut. Das gilt aber nicht für ganz Berlin.

Ein wichtiges Thema wird weiter Corona und die Folgen sein. Wie haben Sie persönlich die vergangenen Monate erlebt?

Gamp: Ich habe die Zeit vor allem als deutlich entschleunigt wahrgenommen und hatte auch mehr Zeit zum Nachdenken. Der digitale Unterricht klappte an meiner Schule insgesamt ganz gut, auch im Vergleich zu dem, was ich von anderen Schulen gehört habe. Aber es gab selbstverständlich Unterschiede zwischen einzelnen Fächern. Viele Schüler waren naheliegend nicht unglücklich, dass Klausuren ausfielen. Andererseits machen sich vor allem diejenigen Sorgen, die nächstes Jahr zum Abi anstehen. Denn inhaltlich war das vergangene Schulhalbjahr eine verlorene Zeit. Es ist kaum neuer Stoff vermittelt worden.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Gerade für den Landesschülersprecher?

Gamp: Es ist wichtig, dass bei Prüfungen kein Stoff abgefragt wird, der nicht zuvor vermittelt worden ist. Und insgesamt die besondere Situation der Schülerinnen und Schüler präsent bleibt. Nicht alle hatten die gleichen Möglichkeiten und Chancen. Manche auch familiäre Probleme wegen der Einschränkungen. Mir geht es auch um die Folgewirkungen, Stichwort Digitalisierung. Corona hat zumindest bewirkt, dass sich auch Lehrer, die bisher selbst das Schreiben einer E-Mail nicht gerade bevorzugten, sich damit jetzt auseinandersetzen müssen. Sie sollen auch Fortbildungen bekommen. Es braucht entsprechende Plattformen für Lerninhalte. Durchgehendes WLAN. Und Zugänge für alle, etwa Tablets für Schüler, die sich einen Kauf nicht leisten können. Was aber alles nicht gegen den Präsenzunterricht spricht. Der bleibt weiter wichtig. Schon aus sozialen Gründen.

Welche weiteren Schwerpunkte gibt es abgesehen von Corona?

Gamp: Einer ist auf jeden Fall die fehlenden Schulplätze, was sich in den kommenden Jahren noch verschärft. Trotz Schulbauoffensive. Wie kann es sein, dass ein Defizit von mehreren Tausend besteht, obwohl spätestens nach der Geburt hätte klar sein müssen, wie viele Kinder in einem Bezirk einige Jahre später ungefähr in die Schule kommen? Auch da ist Reinickendorf ein Positivbeispiel, wo mir zumindest keine massiven Probleme bekannt sind. Als weiteres Thema ist mir Umweltbildung wichtig. Ebenfalls mit Verweis auf meinen Heimatbezirk. Hier gibt es schon ein sogenanntes „Umweltamt“, was eine Art Klassensprecher für dieses Thema bedeutet. Es soll darauf geachtet werden, dass zum Beispiel nach dem Unterricht die Fenster geschlossen sind oder das Licht ausgemacht wird. „Fridays for Future“ ist das eine. Aber jeder kann auch selbst etwas machen.

Wer Sie googlet stößt auf ein Multitalent oder Multifunktionär. Außer Landes- und Bezirksschülersprecher sind Sie Bezirksvorsitzender der Schüler Union, haben bei „Jugend forscht“ mitgemacht, sind als DJ unterwegs...

Gamp: ...Tennis spiele ich auch. Bei „Jugend forscht“ habe ich mich mit den Auswirkungen von Mikroplastik beschäftigt. Inzwischen bin ich dort aber nicht mehr aktiv. Die DJ-Aufritte sind gerade zwangsweise unterbrochen. Und das wird wahrscheinlich noch eine Weile anhalten. Das Engagement bei der Schüler-Union ist eine weitere Möglichkeit, auf diesem Weg für meine Altersgruppe Einfluss nehmen zu können. Ich finde, es sollten sich viel mehr jüngere Jahrgänge in Parteien engagieren. Sie sind dort unterrepräsentiert. Die vielen Aufgaben lassen sich bewältigen, weil ich mich ganz gut auf ein Thema fokussieren kann. Das gilt auch für die Schule.

Welchen Berufsweg planen Sie?

Gamp: Ein Chemiestudium, in diesem Bereich würde ich auch gerne arbeiten. Außerdem möchte ich Betriebswirtschaft studieren. Parallel dazu kann ich mir eines Tages auch ein politisches Mandat vorstellen, beispielsweise auf Bezirksebene.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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