Diskussion über Zuzug und Tourismus
Lieber unter sich bleiben?

Nach dem Aufruhr wollte Christian Gräff seinen Vorstoß nicht mehr ganz so gemeint haben. Der CDU-Abgeordnete war dafür eingetreten, weiteren Zuzug nach Berlin zu untersagen.

Gräff hatte das mit fehlenden Wohnungen und einer an vielen Stellen unzureichenden Infrastruktur begründet. Mehr Bewohner könne die Stadt nicht verkraften. Auf die Besucher hatte es wiederum Katalin Gennburg (Linke) abgesehen. Sie sieht in Sachen Tourismus das Maß voll. Für Berlin als Reiseort solle nicht mehr geworben werden, so ihre Forderung.

Zwei Äußerungen, die teilweise heftige Gegenreaktionen hervorgerufen haben, die aber nach meiner Meinung für die inzwischen vorherrschende Befindlichkeit in der Stadt stehen. Und die lautet zusammengefasst: Berlin ist voll. Noch mehr Menschen verschärfen nur die Probleme. Im Kleinen ist das im Kampf mancher Kieze gegen jede Veränderung zu sehen, im Großen auch an Projekten wie dem Mietendeckel. Der schützt vor allem die, die schon hier sind. Zu Ende gedacht unterscheidet sich ein solches Agieren aber nur wenig von dem eines Provinzdorfs, das "unter sich" bleiben will. Mit dem Postulat Berlins als "Stadt der Freiheit" passt das nicht zusammen. Wer herziehen möchte, hat es schon jetzt schwer, eine Wohnung und einen Kitaplatz zu finden. Die Defizite im Schulbereich werden Neubürgern ebenfalls schnell bewusst. Wer trotzdem zuzieht: herzlich willkommen.

Das gilt auch für Touristen. Nicht alle Reisegruppen sind unbedingt eine Bereicherung. Aber die Branche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Berlin hat mit Begleiterscheinungen vieler angesagter Metropolen zu kämpfen. Sie anzugehen, ist das Thema. Und nicht, Menschen fernzuhalten. 

Ist Abschottung eine Lösung für die Berliner Probleme?
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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