Der Verein #Bikeygees hilft geflüchteten Mädchen und Frauen
„Das ist ein Stück Freiheit“

Die Möglichkeit, beim Verein #Bikeygees Radfahren zu lernen, wird von den Frauen und Mädchen gern angenommen. | Foto: A. Krüger/#Bikeygees
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  • Die Möglichkeit, beim Verein #Bikeygees Radfahren zu lernen, wird von den Frauen und Mädchen gern angenommen.
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Fahrrad fahren ist für die meisten Berliner eine Selbstverständlichkeit. Anders für zahlreiche Flüchtlinge, die nach Berlin kamen. Vor allem viele Frauen und Mädchen haben noch nie auf einem Fahrrad gesessen. Das will der Verein #Bikeygees ändern.

„#Bikeygees ist ein Zusammenschnitt von Bikes und Refugees. Radfahren ist ein Stück Freiheit, und so entstand die Idee, Mädchen und Frauen genau das beizubringen“, sagt Annette Krüger, die gemeinsam mit Anne Seebach den Verein gründete. Die beiden hatten sich auf einer Jobmesse kennengelernt und waren sich schnell einig: „Soziales Engagement kann man nicht nur dem Staat überlassen. Eine funktionierende Gesellschaft lebt eben auch von der Eigeninitiative jedes Einzelnen“, sagt Annette Krüger. Am Training nehmen mittlerweile bis zu 70 Personen teil. Es kommen geflüchtete Mädchen und Frauen von 15 bis 65 Jahren.

Eine organisatorische Herausforderung, die ohne Hilfe und Spenden nicht zu stemmen ist, wie Annette Krüger resümiert: „Es wurden so viele Räder gespendet, dass wir momentan Probleme mit der Lagerung haben. Benötigt werden immer auch Geldspenden für Zubehör wie zum Beispiel Helme und Schlösser.“

Die Betreuung erfolgt derweil über das Prinzip der Multiplikation: Ehemalige Teilnehmerinnen werden nach Abschluss des Trainings selbst zu freiwilligen Helfern und engagieren sich im Verein. Nach erfolgreicher Prüfung, die neben der Praxis auch das Erlernen der Verkehrsregeln beinhaltet, bekommen die Teilnehmerinnen je nach Möglichkeit und Verfügbarkeit ein Fahrrad und Zubehör geschenkt, mit dem es auf die Berliner Straßen gehen kann.

„Die meisten lernen das Radfahren sehr schnell“, sagt Anette Krüger. Berührungsängste können dabei je nach Ursprungsland durchaus unterschiedlich sein.“ So sei Radfahren für Frauen in Syrien zwar möglich, aber eher unüblich, weil es mehr als Sportart und weniger als Alltagsbeschäftigung angesehen werde. In Afghanistan sei das Radfahren den Frauen sogar verboten. Das Training in Deutschland werde so zu einem echten Stück Emanzipation. Dies spiegelt auch die Bilanz wider, die #Bikeygees aufzuweisen hat: Rund 75 Fahrradtrainingseinheiten wurden seit September 2015 absolviert. Mittlerweile wurden über 530 Mädchen und Frauen mit und ohne Fluchthintergrund aufs Rad gebracht und etwa 120 Fahrräder ausgegeben. Damit setzt der Verein ein klares Signal für ein offenes Berlin, das bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.

So erhielt #Bikeygees 2017 den Hatun-Sürücü-Preis sowie die Auszeichnung „Aktiv für Demokratie und Toleranz“. In diesem Jahr gab es zudem den Deutschen Fahrradpreis und die Auszeichnung „Respekt gewinnt“ vom Berliner Ratschlag für Demokratie.

Das Radfahrtraining für Mädchen und Frauen findet an jedem dritten Sonntag im Monat zwischen 14 und 16 Uhr in der Jugendverkehrsschule am Wassertorplatz statt.

Weitere Infos auf www.bikeygees.org und unter Telefon 54 63 77 90.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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