Nicht als „attraktive Mieter“ gesehen
Immer mehr Jugendliche landen auf der Straße

Michael Heinisch-Kirch ist besorgt, weil immer mehr Jugendliche und junge Familien keine Wohnung haben. | Foto: Bernd Wähner
  • Michael Heinisch-Kirch ist besorgt, weil immer mehr Jugendliche und junge Familien keine Wohnung haben.
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Der deutlich zunehmenden Wohnungslosigkeit unter Jugendlichen widmet sich die neue Ausgabe der Zeitschrift „Ansichtssache“ der in Lichtenberg ansässigen SozDia Stiftung Berlin.

Michael Heinisch-Kirch, der Vorstandsvorsitzende, resümiert, dass in Berlin die Zahl wohnungsloser junger Menschen deutlich zugenommen hat. Er erlebe in seiner Arbeit, dass immer mehr Jugendliche unter dem Mangel an Wohnraum leiden und sie immer öfter in prekären Wohnverhältnissen landen, schreibt Heinisch-Kirch.

Zur Begründung verweist er darauf, dass junge Leute nach ihrer Schulzeit „nicht die attraktivsten Mieter“ für die großen Wohnkonzerne seien. Nicht selten landeten junge Leute mit Erreichen der Volljährigkeit „beim Freund auf der Couch“. Wenn das nicht mehr geht, seien sie dann „schnell raus“ und damit obdachlos, so Heinisch-Kirch.

Diese Entwicklung betreffe nicht nur Einzelne, sondern zunehmend auch junge Familien, betont der Chef der Stiftung, die zahlreiche Jugendeinrichtungen, aber auch eine spezielle Wohnungs-Notfallhilfe betreibt. Als Ursache verweist Heinisch-Kirch auf die Tatsache, dass immer mehr internationale Finanzdienstleister den Wohnraum als „stark gewinnbringende Geldanlage“ entdeckt hätten.

Zudem habe die Politik viel zu lange dabei zugeschaut, wie sich der Wohnungsmarkt von den Menschen und ihrem Recht auf Wohnraum abgekoppelt habe. Oft sei diese Entwicklung von ihr sogar durch vermeintliche Erfolge, wie den Verkauf kommunaler Wohnungen begünstigt worden, schreibt Sozialdiakon Heinisch-Kirch. 1990 hatte er als Mitbegründer eines Vereins für sozialdiakonische Jugendarbeit für Schlagzeilen gesorgt, als er in der Lichtenberger Pfarrstraße mit rechten und linken Jugendlichen von ihnen besetzte Häuser sanierte. Die daraus entstandene SozDia-Stiftung mit ihren mittlerweile rund 550 Mitarbeitern unterhält heute fast 50 Sozialeinrichtungen für Kinder-, Jugend-, Familien- und Gemeinwesenarbeit.

Die Zeitschrift „Ansichtssache“ kann unter https://bwurl.de/15yn heruntergeladen werden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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