8. Berliner Engagementwoche
Vom 14. bis 23. September 2018: Berlins Engagementszene stellt sich vor
Wie viel Engagement in Berlin steckt, ist kaum zu ermitteln. Die Engagementwoche versucht dennoch, das vielfältige Wirken aktiver Bürger einzufangen. Von 14. bis 23. September präsentiert sie gemeinnützige Aktionen zum Schnuppern.
Wer sich freiwillig einbringt, tut dies selten im stillen Kämmerlein. Tür zu, sein Ding machen, fertig – so geht es nicht. Eher beginnt man, Welten zusammenzubringen, Getrenntes zu verbinden und Neues anzustoßen. Diese Eigenheit kann feststellen, wer die Veranstaltungen sichtet, die im Zeitraum der diesjährigen 8. Berliner Engagementwoche stattfinden. Denn da werden globale Probleme lokal angegangen, interkulturelle Begegnungen gestiftet oder alternative Wirtschaftsformen vorgestellt. „Kein Wunder, Engagement hat eine verbindende und vermittelnde Rolle“, sagt Carola Schaaf-Derichs von der Landesfreiwilligenagentur Berlin e.V. „So kann und will die Bürgergesellschaft Dinge in Bewegung bringen, was gerade in diesem Jahr oft auch politisch gemeint ist.“ Unter www.engagementwoche.berlin ist in einem Wochenkalender alles versammelt, was auch die Überprüfung dieser These ermöglicht. Neugierige können sich diesmal vor allem informieren und diskutieren. Aber auch tatkräftig anpacken oder einfach nur dabei sein ist möglich. Hier eine kleine Auswahl, die auch belegt, was das Jahresmotto behauptet: „Engagement zählt...!“
Lokal und global aufräumen
Stimmt, die Grünfläche um die Ecke säubern, das ist wahrlich kein neuer Trend unter den Mitmach-Aktionen. Doch der „World Clean Up Day“ sprengt den bekannten Rahmen, denn er ruft einen weltweiten Reinigungsmarathon aus. Alles beginnt kommenden Samstag um 10 Uhr auf den Fidschi-Inseln und endet, nachdem 24 Zeitzonen durchgefegt sind, 36 Stunden später auf Hawaii. Mit den 20 Millionen Menschen, die in den letzten zehn Jahren in über 110 Ländern dabei waren, so verkünden die Initiatoren mit stolzer Brust, sei das „die größte und friedlichste Bürgeraktion der Welt“. Dazu gehören eine App, die die Aufräumarbeiten anleitet, und eine durchgängige TV-Live-Berichterstattung auf diversen Online-Plattformen. Die Bilder wollen lokale Putzaktionen in neuem Licht zeigen – als Teil einer globalen Bewegung.
Am 15.9. von 10 bis 14 Uhr im Volkspark am Friedrichshain.
Wohnen möglich machen
„Wie wollen wir wohnen?“ Das zu fragen, wirkt derzeit unangemessen. Kann man doch froh sein, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Will man, bei dieser Wohnungsknappheit, noch Ansprüche stellen? Oh doch, findet das Stadtteilzentrum am Teutoburger Platz und lädt zu einer Zukunftskonferenz ein. Es soll erörtert werden, wie Neu- und Alt-Berliner die Chancen guten Wohnens selbst gestalten können. Noch ganz anders stellt sich die Frage für Menschen auf der Straße. Der Arbeitskreis Wohnungsnot versucht, auf besonderem Weg dafür zu sensibilisieren: Im Rahmen einer Aktionswoche bringt er wohnungslose Menschen, Politiker und Prominente bei einem Minigolf-Turnier zusammen. Nach dem Spiel kann der Ernst der Lage besprochen werden, bei Imbiss, Getränken und geselligem Austausch.
Zukunftskonferenz am 14.9. von 14 bis 18 Uhr, Fehrbelliner Straße 92 in Prenzlauer Berg, Tel. 443 71 78. Minigolf-Turnier am 21.9. ab 10 Uhr, auf dem Platz der Kiezküchen, Rathenower Straße 16 in Moabit.
Viele Kulturen verbinden
Die Aussage „Vielfalt verbindet“ muss man nicht gleich für logisch erachten. Und doch lautet so das Motto der „Interkulturellen Woche“, einer bundesweiten Initiative der christlichen Kirchen, die damit den „Dialog auf Augenhöhe“ fördern wollen. Der Ansatz der vielen Veranstaltungen, ausgerichtet zusammen mit anderen Organisationen, lautet: Wer etwa beim „Dinner international“ speist oder beim interkulturellen Fußballturnier mitspielt, der wird das Interessante und Vertraute im Fremden schon finden. Und wer dem „Quiz der Religionen“ beiwohnt, bei dem Schüler der 9./10. Klasse von vier Berliner Schulen in einem Wettstreit ihr Wissen um Judentum, Christentum und Islam einbringen, wird mutmaßlich feststellen: Es gibt ja sogar gemeinsame Wurzeln. Wem das zu religiös ist, der bekommt übrigens bei den „Interkulturellen Tagen“ weltlichere Angebote.
Quiz der Religionen am 17. September um 17 Uhr in der Evangelischen Schule Frohnau, Benediktinerstraße 11-19.
Mutig dazwischen gehen
Es gibt viele Formen des Engagements. Die meisten beinhalten den Impuls, sich einzumischen, weil etwas schief läuft. Im Alltag kann das sehr plötzlich gefragt sein, etwa wenn jemand diskriminiert oder gar angegriffen wird, sei es aus rassistischen oder anderen Gründen. Dass das tagtäglich vorkommt, ist bekannt. Wie man sich am besten verhält, schon weniger. Was es braucht, sind Mut und besonnenes Handeln. Der „Tag der Zivilcourage“ will beides fördern. Er lädt nicht nur ein, sich zu informieren und bei einem Bühnenprogramm zu vergnügen. Es gibt auch ein Zivilcourage-Training sowie eine Plattform, wo Menschen berichten können, wie sie erfolgreich einschreiten konnten – und wo es noch zu selten passiert. Angeboten werden auch Workshops für Schulklassen.
Am 19. September von 12 bis 22 Uhr auf dem Leopoldplatz in Wedding.
Ressourcen beschaffen
Ein leidiges Thema, aber Engagement lebt nun mal nicht vom guten Willen allein. Damit Ehrenamtliche arbeiten können, braucht es auch Geld. Geld für Fahrkosten etwa, Versicherungen, Schulungen – und manchmal auch für einen Blumenstrauß als Dankeschön für die Freiwillige etwa, die schon im zehnten Jahr Besuchsdienste macht. Je nach Thema und Aufgabe fallen zudem Löhne derer an, die für eine professionelle Koordination der Einsätze sorgen. Weil öffentliche Mittel rar sind, sind Vereine gehalten, Fundraising zu betreiben – oft genug langwierige Schwerstarbeit. Damit die Beziehungspflege zu Spendern noch besser gelingt, stellen Experten auf dem Fundraisingtag Berlin-Brandenburg ihr Know-how zur Verfügung.
Am 20.9. von 8.45 bis 17 Uhr in der Alten Börse Marzahn, Teilnehmerbeitrag 169 Euro, Tel. 0351 8762770.
Autor:Bernd Schüler aus Mitte |
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