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Initiative "Alles im Fluss" macht gegen Vermüllung der Gewässer mobil

Beate Ernst rief die Initiative "Alles im Fluss" ins Leben. Der grüne Reinigungskahn im Hintergrund kam für sie zur Vorstellung des Projektes "wie gerufen".  | Foto: Matthias Vogel
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Berlins Gewässer sind voll mit Unrat und Plastikmüll. Es reicht, sagten sich 50 Initiativen und Akteure, schlossen sich zusammen und starten nun eine Großoffensive gegen die Verschmutzung von Flüssen, Seen und Ufern der Stadt: die Initiative "Alles im Fluss". 

Die Mitglieder haben sich auf einem Schiffsrestaurant am Landwehrkanal getroffen, um ihren Plan publik zu machen. Wie auf Befehl schippert einer der von der Senatsverwaltung mit der Abfallbeseitigung bauftragten Kähne vorbei. "Der Müll, den diese Boote jährlich aus unseren Gewässern fischen, würde übereinander gestapelt den Fernsehturm überragen", sagt Beate Ernst, die Vorsitzende des Vereins "Berlin machen" ist und die in enger Zusammenarbeit mit dem Flussbad Berlin die Initiative ins Leben gerufen hat.

Batterien, Reifen, Einkaufswagen, Altöl

Und Roland Knuth von Dive’n, mit der Reinigung des Tegeler Sees beschäftigt, sagt, was die Menschen so alles versenken: "Unsere Taucher holen bei jeder Aktion eine Tonne Müll herauf, darunter Batterien, Einkaufswagen, Reifen, Gartencontainer, Tresore und scharfe Waffen. Auch ein volles Fass Altöl war schon mal dabei."

Möglichst viele sollen mitmachen

Im vergangenen Oktober startete die Initiative mit einer Podiumsdiskussion, danach sei man damit beschäftigt gewesen, Mitstreiter zu finden und nachzuforschen, wie die Berliner selbst die Vermüllung ihrer Gewässer erleben und finden. Das Ergebnis: 50 Umweltorganisationen, Reedereien, Tourismusunternehmen, städtische Unternehmen wie die Berliner Stadtreinigung (BSR) und die Berliner Wasserbetriebe, die TU sowie andere Initiativen und Projekte haben sich "Alles im Fluss" angeschlossen und ja: Die Berliner ärgern sich maßlos über die achtlose Verschmutzung ihrer Umwelt. "Das hat uns dann bestärkt, denn so etwas kann nur etwas bringen, wenn sich so viele Menschen wie möglich beteiligen", sagte Beate Ernst.

Im Fokus steht vor allem die Vermüllung mit Plastik. "Und wir sind schon ein bisschen stolz darauf, das der Startschuss gefallen ist, bevor die Plastikvermüllung der Meere in aller Munde war und in den Nachrichten kam, dass China keinen Plastikmüll der EU mehr annehmen wird. Wir haben die Botschaft von den Bürgern bekommen und zum richtigen Zeitpunkt richtig gedacht."

Das Wissen ist gebündelt, für Schlagkraft ist gesorgt, jetzt brauche es "drei Säulen der Veränderung", die ineinandergreifen müssten, wie Ernst erklärte. Über die bürgerschaftliche Schiene – "die schwierigste" – wolle die Initiative das Bewusstsein der Menschen ändern, durch Information, Prävention und Bildung. "Es muss wieder hip werden, die Natur in seiner Funktion erhalten zu wollen, seinen Müll nicht in die Gewässer zu werfen oder einfach liegen zu lassen." Die Politik müsse zudem die gesetzlichen Bedingungen für Sanktionen schaffen beziehungsweise konsequent umsetzen. "Mit Leuten, die sich nicht an die gesellschaftlichen Spielregeln halten, muss anders umgegangen werden als bisher." Und als dritte Grundvorausssetzung müsse sich der Gesamtzustand der Stadt verbessern, deshalb freue sie sich sehr, dass auch die BSR zum Unterstützerkreis zähle. "Reine Psychologie", sagt Ernst, "Da, wo es sauber ist, sind die Hemmungen größer, es dreckig zu machen."

Weg von der To-Go-Mentalität

Eine Sommerkampagne soll demnnächst anlaufen, mit verschiedenen Aktionen will "Alles im Fluss" die Öffentlichkeit wachrütteln. Dazu gehörten klassische Säuberungsaktionen entlang der Ufer oder das Verteilen von Flyern, auf dem sechs "To Do’s" gelistet sind, mit denen jeder einzelne Berliner seinen Beitrag leisten kann. Etwa dadurch, sich von der To-Go-Mentalität zu verabschieden und dadurch Müll zu vermeiden. Bereits abgeschlossen ist ein großer Plakatwettbewerb an den Grundschulen der Stadt. "Über 1000 Kinder haben sich daran beteiligt und sich so mit dem Thema auseinandergesetzt. Zwei Wochen lang war der Siegerentwurf überall aufgehängt", berichtete Ernst. Eine Illustratorin ist beauftragt worden, sich kreativ der Plastikvermüllung zu nähern und Postkarten mit Karikaturen zu entwerfen. Um auch junge Menschen für das gemeinsame Ziel zu gewinnen, hat Filmemacherin "Nami" einen Videoclip mit eindrucksvollen Bildern zu den Folgen von Plastik in den Weltmeeren und einem zuvor komponierten Rap-Song erstellt, der auf dem Schiffsrestaurant Premiere feierte und künftig die Aktionen begleiten wird. Kurzum: Die Initiative hat ein Maßnahmenpaket geschnürt, das Erfolg verspricht: nämlich, dass künftig eben nicht mehr alles im Fluss landet.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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