Anwohner sollen weit mehr für ihre Vignette zahlen
Sind Parkgebühren Abzocke oder notwendig?

Was die Vignette koste, fragte der Mann, der neu ins Parkraumbewirtschaftungsgebiet gezogen war. 10,20 Euro, bekam er zur Antwort. "Pro Monat?" "Nein, im Jahr."

Der Herr war positiv überrascht. Er habe zuletzt im Ausland gelebt. Dort sei er weit höhere Gebühren gewohnt gewesen. Diese Geschichte wurde vor dem Start der Parkraumzone im Kreuzberger Bergmannkiez erzählt, um zu unterstreichen: Auto abstellen ist selbst in Gegenden, wo es kostenpflichtig wird, für Anwohner konkurrenzlos günstig.

Das soll sich ändern. Der Senat möchte den Vignettenpreis deutlich anheben. Das forderte bereits der Deutsche Städtetag. Die bisherigen Gebühren würden nicht einmal den Verwaltungsaufwand decken, sagt Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Die Gebührenordnung stammt aus den 90er-Jahren und schreibt einen Preis zwischen 10,20 und 30,70 Euro vor.

Die bundeseinheitliche Regelung muss zunächst aufgehoben werden. Kommt es dazu, ist in Berlin eine Summe von 200 Euro pro Jahr im Gespräch, allerdings wohl gestaffelt. Natürlich sehen sich die Verantwortlichen nicht von Abzocke, sondern von Klimawandel und Mobilitätswende geleitet. Je teurer der Parkplatz, desto mehr "Regulierungswirkung". Mehr Leute schaffen vielleicht ihr Auto ab oder parken abseits der Innenstadt. Sie soll weitgehend zum Parkraumbewirtschaftungsgebiet werden.

Ich finde es in Ordnung, an dieser Schraube zu drehen. Aber bitte ausgewogen. Es soll Leute geben, die auf ihr Auto angewiesen sind. Und nicht allen fällt es leicht, für den Parkplatz einen dreistelligen Betrag aufzubringen. Außerdem meine Bitte: Mehreinnahmen direkt für den Ausbau des Nahverkehrs einsetzen. 

Ist eine drastische Gebührenerhöhung für das Anwohnerparken gerechtfertigt?
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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