Gewerbemieter und die Mietenexplosion
Noch ein Deckel?
Er habe versucht, in der Nähe seines Stammsitzes weitere Räume anzumieten, sagt der Chef einer mittelgroßen Firma in der Innenstadt. Bei den aufgerufenen Preisen aber abgewunken.
Der Mann ist ein Beispiel für die Situation auf dem Gewerbeimmobilienmarkt. Alteingesessene Geschäfte müssen dichtmachen, weil sie die verlangten Mieten nicht mehr bezahlen können. Oder ihnen wird gleich gekündigt beziehungsweise der Vertrag nicht mehr verlängert. Möglich ist das, weil Gewerbetreibende weitaus weniger Schutzrechte haben als Wohnungsmieter. Verträge sind häufig befristet. Laufen sie aus, reicht es, keinen neuen Kontrakt vorzulegen. Und wenn es den gibt, ist er in der Regel mit Preissteigerungen verbunden. Denn prozentual gestaffelte und nur in bestimmten Intervallen abzuverlangende Mieterhöhungen gibt es für Firmen und Büros ebenso wenig wie für Sozial- oder Kultureinrichtungen.
Der Senat scheint dieses Problem erkannt zu haben und wurde im Bundesrat zwecks besseren Gewerbemieterschutzes vorstellig, unter anderem mit dem Vorschlag, bei Neuvermietungen einen zehnjährigen Festpreis festzuschreiben. In die gleiche Richtung ging ein Vorstoß von Friedrichshain-Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne). Sie brachte einen Mietendeckel für Gewerbe ins Spiel.
Ich finde es völlig richtig, sich darüber Gedanken zu machen, wie gerade kleine Gewerbetreibende nicht Opfer ständiger Preisspiralen und Verdrängung werden. Passiert nichts, bietet sich bald in weiteren Quartieren ein Bild, wie bereits jetzt in vielen Vierteln. Es reiht sich dort ein Lokal an das nächste, aber Läden für den täglichen Bedarf finden sich, wenn überhaupt, nur nach einigem Suchen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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