Die Vergnügungsindustrie hat es schwer in Berlin
Spaßbremsen am Werk

Thilo-Harry Wollenschlaeger spricht von "politischer Ignoranz". Der Schausteller beklagt, dass nun zum zweiten Mal hintereinander das von ihm ausgerichtete Deutsch-Amerikanische Volksfest ausfällt.

Grund: Es findet sich kein Platz für die Traditionsveranstaltung. Der Senat habe alle Hilferufe ignoriert, sagt Wollenschlaeger. Er bewertet dieses Agieren als symptomatisch für den Umgang der Politik nicht nur mit den Schaustellern, sondern mit dem gesamten unabhängigen Kulturbetrieb. Ein Vorwurf, der nach meiner Meinung nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Andere Straßenfeste oder Großevents haben es ebenfalls schwer oder warfen das Handtuch, zuletzt die Biermeile, die seit 1997 auf der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain stattfand. Immer höhere Gebühren und weitere Auflagen seien für das Aus verantwortlich, erklärten die Organisatoren.

Auch hier klingen Probleme mit der Verwaltung an. Wenn es darum geht, eine in ihren Augen nicht so beliebte Festivität abzuwürgen, entwickeln manche Ämter großen Ehrgeiz beim Auffinden entsprechender Paragrafen. Manchmal liefert bereits das Ruhebedürfnis der Nachbarschaft die Argumente – ein Problem, mit dem auch die Clubszene häufig konfrontiert wird. Sie steht zudem noch im Verdrängungswettkampf mit Immobilieninvestoren. Clubbetreiber können immerhin auf Wohlwollen aus der Politik hoffen. Der Senat will die Clubkultur erhalten. Das sollte aber ebenso für Schausteller, Festivalbetreiber oder andere Ausrichter von Freiluftvergnügen gelten.

Niemand ist gezwungen, die Veranstaltungen zu besuchen. Aber sie in der Regel einmal im Jahr ertragen, das kann jedem abverlangt werden. 

Sollte Berlin die Kulturveranstalter von Gebühren und Auflagen entlasten?
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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