Tempelhof. Klar kennt jeder den Flughafen Tempelhof, doch selbst mitten auf der größten Freifläche Berlins zu stehen, ist für die meisten Berliner noch nicht Gemeingut.
Vor knapp 300 Jahren wurden Äcker der Schöneberger Bauern zum Exerzier- und Manövergelände. Der Soldatenkönig hatte den Tempelhofer Berg als einen vorzüglichen Feldherrenhügel entdeckt. So versammelten sich immer wieder hohe Persönlichkeiten auf dem „Runden Weinberg“, ab 1818 Kreuzberg, um sich am Spiel mit militärischer Macht zu ergötzen. Auch von unten sind Paraden abgenommen worden, zuletzt von Kaiser Wilhelm Zwo. Kein Wunder, dass hier das Wort „Kaiserwetter“ geboren wurde.
Das Tempelhofer Feld gilt als größte innerstädtische Freifläche der Welt. Doch XXL-Superlative gab es schon davor: Als aus Berlin noch Welthauptstadt Germania mit modernstem Großflughafen werden sollte, entstand das größte Gebäude Europas. Während des Krieges sind dort die gefürchteten Sturzkampfbomber montiert worden, Zwangsarbeiter waren in Barackenlagern auf dem Gelände untergebracht. Im Mai 1945 wurde der riesige Aluminiumadler auf dem Dach fürs alliierte Siegesfoto symbolträchtig lädiert. Ab Sommer 1948 brachte Amerikas Luftbrücke als weltweit größte Lufttransportoperation alles in die Stadt, was sie weiterleben ließ. So wurde der Flugplatz erneut zu einem Symbol.
Östlich des Tempelhofer Felds ehren zwei Straßennamen seit der Weimarer Republik zivile Flugpioniere: Mit seinem Flugzeug „Columbia“ flog der Amerikaner C. D. Chamberlin als Erster von New York direkt nach Deutschland. Am 4. Juni 1927 mit einem Passagier gestartet, landete er nach Not-Stopps in Eisleben und Cottbus drei Tage später in Tempelhof. Der Columbiadamm erinnert an den Flug. Die Lilienthalstraße gedenkt Otto Lilienthals, der sein Leben dem Gleitflug gab. BSM
Autor:Bernd S. Meyer aus Mitte |
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