Verschleppt und ermordet
Erste Stolpersteine für Menschen afrikanischer Herkunft verlegt

Der Künstler Gunter Demnig hat in Kreuzberg neun weitere Stolpersteine verlegt. Darunter sind die ersten Erinnerungssteine zum Gedenken an Menschen afrikanischer Herkunft.

Vor der Alten Jakobstraße 134 kamen fünf Stolpersteine für Josef und Stephanie Boholle sowie für Josefa, Cornelis und Peter van der Want ins Pflaster. Alle hatten dort bis 1943 gelebt.

Josef Bohinge Boholle wurde 1880 in Kribi (Kamerun) geboren. 1896 kam er als Teilnehmer der Berliner Kolonialausstellung nach Berlin. Danach begann Josef eine Ausbildung bei einem Bernsteinmeister in Danzig und ließ sich anschließend in Berlin nieder. Dort arbeitete er als Zimmermann. Seine Partnerin Stephanie und er heirateten 1909.

Stephanie kam aus Lodz und arbeitete als Haushälterin. Das Paar bekam drei Kinder. 1928 erhielten die Boholles die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Söhne Rudolf und Paul heirateten und gründeten eigene Familien. 1935 wurde der Staatsbürgerstatus der Boholles einer Prüfung seitens der Polizei unterzogen. Die Familie konnte den Status als deutsche Staatsbürger aber behalten.

Im März 1943 wurde das Haus Alte Jakobstraße 134 bei einem Bombenangriff der Alliierten zerstört. Josefa, Cornelis und ihr Sohn Peter sowie Stephanie zogen ins damalige Bromberg um. Dort wurden Cornelis und Josefa im November 1944 von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Stutthof verschleppt. Wenige Wochen später wurde auch Stephanie Boholle verhaftet. Sie starb entweder im Gestapo-Gefängnis in Bromberg oder im KZ Stutthof. Cornelis, Josefa und ihr Sohn Peter überlebten. Josefa starb 1955 an den chronischen Erkrankungen, die von ihrer Zeit im Konzentrationslager Stutthof herrührten.

Mit den Stolpersteinen soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Friedrichshain-Kreuzberg finanziert die Stolpersteine auf Initiative von Angehörigen oder Nachfahren der Opfer seit 2017. Bis heute wurden im Bezirk 100 solcher Gedenksteine aus Messing verlegt.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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