Es regnet ununterbrochen und offene Fragen klären
Kritik zu Koschere Kuscheltiere

Nathanael, ein jüdischer Schneider, will wichtigen Feiertagen gerecht werden. Es kommt ihm immer etwas dazwischen und er denkt sich das eine oder andere Motto aus, um die geladenen und zufälligen Gäste, die eher mit der Klärung scheinbar offener Fragen beschäftigt sind, bei guter Laune zu halten.

Nicht nur zu Jom Kippur fühlt sich der moderne und gleichzeitig Traditionen verbundene Nathanael (Olaf Meier) den ungewöhnlichen Gästen zugewandt. Sie kreisen um die Frage wer den Makler beauftragt hat um Lea (alias Cora Mainz), eine Schauspielerin aus New York, die Wohnung zu versprechen, in der der Schneider doch lebt. Die Gäste sind ungestüm, manchmal bösartig und manchmal selbstverliebt und durchweg beweglich.

Der Regie ist es gelungen, Körperlichkeit und verhaltene Berührungen auszubalancieren, ohne den Blick auf den respektvollen Umgang der Figuren zu verlieren. Benjamin Christopher Bronisch berichtet als Kenan von Lebenslügen und achtet auf Traditionen. Trutz, alias Armin Schiller, tut ihm gleich und will darüber hinaus allen gefallen. Der Makler, gespielt von Nikolai Hepp, will das Loft veräußern und wirft ein Auge auf Lea, die sich seinem Hals nähert. Die Verwirrung wird komplett als Vincent (der Beruf wird nicht verraten) die Aussage eines Fotos anprangert und Nathan, ein penetranter Bote (Simon Altmann), seine „Knopfgeschichte“ nur einmal vollständig erzählen will.

Bronisch überzeugt durch seine Bandbreite, kann sich voranstellen und zurücknehmen. Das gelingt Schiller weniger, der in einem Seiltanz dann überzeugt. Altmann ist fies und offenbarend und gehört in die Sammlung ungeliebter Stofftiere, der er nicht angehören will. Blank agiert klar und setzt komödiantische Akzente mal übertrieben, mal reduziert. Cora Mainz ist undurchschaubar. Sie liebt und liebt nicht, ist mal auf Körpernähe aus und zeigt dann diabolischen Abstand. Die Spielfreude bei Meier sei unbedingt erwähnt. Er verkörpert sehr gut den getriebenen und ruhenden jüdischen Schneider, der mit seinem „nicht modern sein wollen“ kokettiert.

Und alles passiert unter einem Staudamm, der "vollläuft" und längst Risse zeigt, weil es seit Tagen, achwas, seit Jahren regnet. Dann kommen noch ein Hase, Steppende und Schwimmende werden im Film gezeigt, ein Rollschuhfahrer tritt neben anderen, besonderen Akzenten auf, ein rote Lampe, scheinbar unzählige Tücher und vieles mehr. Traditionen werden gut beschrieben. Das klingt so absurd und passt so gut zusammen. Die Buchvorlage „Koschere Kuscheltiere“ von Lidschreiber wird mit leichten Adaptionen umgesetzt und gekürzt. Eine bewegliche Komödie mit ernsthafter Aussage in kühlen Räumen.

Das Projekt mit Nachwuchsprofis (wie von der Universität der Künste) ist gefördert von der "Lotto-Stiftung Berlin".

Das Probenfoto wurde mir zur Verfügung gestellt.

Weitere Aufführungen am: 02.08.2018 um 20 Uhr oder 03.08.2018, 04.08.2018, 09.08.2018, 10.08.2018, 11.08.2018, 17.08.2018, 18.08.2018, 19.08.2018, 23.08.2018, 24.08.2018, 25.08.2018 in der Bessemer Str. 2-14, Malzfabrik, Berlin-Schöneberg/Tempelhof
Karten: 89729955 Theater shortvivant
Günstige 10,00 €

Autor:

Martin Kamp aus Friedrichshain-Kreuzberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 572× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.