Fast 300 Übernachtungsplätze
Friedrichshain-Kreuzberg zieht Kältehilfe-Bilanz

Berlin will die Obdachlosigkeit bis 2030 beenden. Doch noch müssen die Bezirke jeden Winter Hunderte Übernachtungsplätze zur Verfügung stellen. | Foto: Ulrike Kiefert
  • Berlin will die Obdachlosigkeit bis 2030 beenden. Doch noch müssen die Bezirke jeden Winter Hunderte Übernachtungsplätze zur Verfügung stellen.
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Friedrichshain-Kreuzberg war in der vergangenen Kältehilfesaison Spitzenreiter bei den Übernachtungsplätzen. Diese Bilanz zog jetzt das Bezirksamt.

Von Oktober 2021 bis April 2022 stellte der Bezirk 262 Übernachtungsplätze täglich für Obdachlose bereit. Davon waren etwa zehn Prozent Frauen vorbehalten. Der Bezirk konnte damit 27 Prozent des Platzangebotes in der Hauptstadt abdecken und steht damit berlinweit an der Spitze. Für die Notübernachtungsplätze in der Kälteperiode 2021/2022 bewilligte das Bezirksamt insgesamt fast 1,6 Millionen Euro. Rund 770 000 Euro waren davon pandemiebedingte Mehrkosten.

Sozialstadtrat Oliver Nöll (Linke) lobte die Arbeit der Kooperationspartner, stellte aber gleichzeitig fest: "Das bisherige Angebot der Kältehilfe ist reformbedürftig." Historisch als freiwilliges Engagement einiger Kirchengemeinden gestartet, sei es inzwischen zwar weitgehend professionalisiert. Aber: "Die Tagessätze allerdings spiegeln diesen Umstand nicht wider und entsprechen schon gar nicht der Preisentwicklung." Der Bezirk brauche stattdessen mehr "suchtakzeptierende Angebote, niedrigschwellige sozialarbeiterische Betreuung als Regel und eine qualitative Weiterentwicklung". Großes Ziel aber bleibe, diese Angebote bis 2030 überflüssig zu machen. Berlin will die Obdachlosigkeit bis dahin abgeschafft haben, etwa mit dem Ausbau des Modellprojektes "Housing First" (zuerst eine Wohnung) als Regelansatz in der Wohnungslosenhilfe.

Im Bezirk gibt es drei Notübernachtungen, eine davon für Familien. Laut Bezirksamt waren alle gut ausgelastet. Nur die Wärmehalle Am Containerbahnhof 1 der Berliner Stadtmission war nur zu 60 Prozent belegt. Hinzu kommen mehrere Nachtcafés als Angebote kleinerer Träger, die meist einmal pro Woche geöffnet sind. Dort können 30 Plätze von der Taborgemeinde angeboten werden.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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